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Gemeindeanzeiger Inzell
Ausgabe 11/2023
Kirchliche Nachrichten
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Gedanken zu Abschied und Neubeginn von Gemeindereferent Philip Moser

Stellenwechsel in die Schulpastoral zum neuen Schuljahr

Liebe Angehörige unserer Pfarrei von Inzell und Weißbach,

seit September 2012 bin ich Gemeindereferent in Inzell. Ich darf die Pfarrei Inzell seit fast 11 Jahren mitgestalten und dabei auf viele Begegnungen und Erlebnisse zurückblicken. Für die Wertschätzung, die mir von vielen Seiten entgegengebracht wurde und immer noch wird, bin ich sehr dankbar.

Meine Rolle hat sich in dieser Zeit mehrfach geändert. Zu Beginn konnte ich mich ganz auf die Jugendarbeit konzentrieren und durch die Offenheit von Pfr. Strobl viel ausprobieren und etablieren. Besonders die Weiterentwicklung der Firmvorbereitung hat mir große Freude bereitet. Bei der Visitation im Jahr 2017 wurde besonders hervorgehoben, wie wir „Gemeinsam Kirche sein“ leben und so einen guten Weg in die Zukunft bestreiten. Als Hauptansprechpartner für die Seelsorge vor Ort bin ich zusammen mit vielen anderen diesen Weg mutig weiter gegangen, auch mit der Entwicklung unseres Pastoralkonzepts „Der Sehnsucht Raum geben“. Dabei sind auch Fehler passiert, die in einem Konflikt gemündet sind, der unsere Pfarrei und auch mich persönlich sehr belastet und verändert hat.

Ich trage immer noch diese Sehnsucht nach einer anderen Gestalt von Kirche in mir, merke aber, dass ich immer wieder an Grenzen stoße. Manchmal komme ich mir vor wie Don Quijote, der gegen Windmühlen kämpft. In der Fastenzeit 2022 begleitete ich André Lorenz bei seiner Reihe „Gehen oder bleiben“ in der Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ und stellte mir selbst die Frage, ob ich noch richtig bin in der katholischen Kirche. Es gibt zunehmend aktive und überzeugte Christen auch in Führungspositionen, die ihrer Kirche den Rücken kehren und z.B. bei den Altkatholiken eine neue spirituelle Heimat finden und dort ihre Berufung leben, weil sie nicht mehr daran glauben, dass sich die katholische Kirche ändert. Auch mir wurde gesagt „Da kannst du dir den Kopf wund stoßen, die Kirche ändert sich nicht.“ Das mag vielleicht für manche Strukturen gelten, wobei ich die Hoffnung nicht aufgebe, dass sich auch hier etwas tut, solange es weiterhin eine breite Basis gibt, die theologisch gut begründet auf Veränderung hinwirkt, wie dies z.B. beim Synodalen Weg passiert. Aber viel wichtiger ist doch, dass Kirche nicht das ist, was von oben her verordnet wird. Der Heilige Geist lässt sich nicht in einen Käfig sperren. Er durchbricht immer wieder die dogmatische Enge mancher Kirchenfürsten und schenkt uns Weite und Lebendigkeit, wenn wir uns ihm öffnen.

Ich habe mich entschieden, in meiner Kirche zu bleiben, weil ich dort viel Positives erleben durfte und mit den meisten Gläubigen auf einer Welle schwimme. Deshalb will ich weiter leben, was ich vom Evangelium verstanden habe und dies aktiv einbringen. Vielleicht ist dies meine Berufung, als Verletzter immer mehr Rückgrat zu entwickeln, das zu tun, was ich als richtig erkannt habe und so das Evangelium zu den Menschen zu bringen und wach zu halten. Denn klar ist auch, wir haben eine starke Botschaft, die trägt. Diese aufatmend machende, frohe Botschaft hat mich selbst durch schwere Zeiten getragen und mir immer wieder Boden unter den Füßen, Kraft und Zuversicht geschenkt.

Ich fühle mich in Inzell sehr wohl. Ich durfte die letzten Jahre viele Menschen begleiten und kennen lernen. Deshalb fällt mir der Abschied sehr schwer. Ich habe schon viel getrauert und werde sicher noch manche Träne vergießen. Aber ich merke schon länger, dass es Zeit ist für eine neue Herausforderung.

Neben der Notfallseelsorge im Landkreis Traunstein habe ich ab dem neuen Schuljahr die Schulpastoral für den Landkreis Traunstein und Berchtesgaden zu verantworten. Mein Büro werde ich im Campus St. Michael (dem ehemaligen Studienseminar) in Traunstein beziehen. Dort wird Kirche von morgen gebaut und ich darf im Rahmen der Schulpastoral mitbauen zusammen mit einem Netzwerk an Partnern, die allesamt eine Idee eint: „Gemeinsam neue Wege zu gehen, sich in Projekten sozial, ökologisch, ökonomisch und spirituell zu engagieren, um für die Gesellschaft und jeden einzelnen Menschen einen Mehrwert zu schaffen.“

Dies und die Tatsache, dass sich viele zukünftige Kollegen auf mich freuen, macht mir den Abschied aus Inzell leichter. Und vielleicht schaffe ich es an meinem neuen Wirkungsfeld wieder weniger gegen Windmühlen zu kämpfen und stattdessen den „Wind of Change“ aufzunehmen und diese Energie konstruktiv zu nützen zum Wohle der Menschen und unserer Schöpfung.

Begleiten lasse ich mich dabei von den Worten des Propheten Jesaja „Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr! Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?“ (Jes 43, 18ff) Diese Hoffnung und diese Zuversicht wünsche ich Ihnen allen für sich ganz persönlich, aber auch für die Orte Inzell und Weißbach, die ich immer in meinem Herzen tragen werde.

Ich freue mich auf die nächsten Monate, die ich nützen möchte, um mich bei Ihnen allen zu verabschieden. Dabei ist mir wichtig positiv auf das zu schauen, was die letzten 11 Jahre wachsen und reifen durfte und mich mit Ihnen daran zu erfreuen! Alles Gute und Gottes Segen wünscht

Ihr Gemeindereferent Philip Moser