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Gemeindeanzeiger Inzell
Ausgabe 37/2022
Inzeller Notizen
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Renovierung der Fahrriessbodenkapelle

Seit dem 16. Jahrhundert wurde am Staufen, am Kienberg und am Rauschberg Blei und Galmei (Zinkerz) abgebaut. Der Bergbau erlebte seine Blütezeit im späten 16. und 17. Jahrhundert und wurde bis in die 1920er Jahre fortgesetzt.

Bereits im Jahr 1681 wurde auf dem Fahrriessboden, dem Tal am Fuße des Inzeller Kienbergs oberhalb des Ortsteils Schmelz eine Kapelle aus Holz errichtet, in der die Bergleute vor jeder Einfahrt in die Gruben den von der Bergwerksdirektion angeordneten Messen folgten und den Bergsegen erbaten. Im Jahr 1800 wurde diese Holzkapelle durch einen Steinbau ersetzt. Die umliegenden Ortschaften Rauschenberg (Schmelz), Froschsee, Sulzbach und Kienau kamen für die Baukosten auf. Schon bald entwickelte sich aus der Kapelle ein kleiner Wallfahrtsort, den zahlreiche Menschen aus dem Umland besuchten. Als in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts viele Bewohner des Trauntales an einem unbekannten „hitzigen Fieber“ verstarben, gelobte die Pfarrei Inzell im Jahr 1824 jährlich einen Bittgang zur „hilfreichen Mutter am Fahrriessboden“ durchzuführen.

Im Jahr 1981 übernahm die Inzeller Gebirgsschützenkompanie als Patenverein die Betreuung der Fahrriessbodenkapelle und renovierte sie damals grundlegend und umfassend. Seit diesen mehr als 40 Jahren kümmern sich die Gebirgsschützen engagiert um die Instandhaltung der Kapelle. Mehrere Renovierungsarbeiten folgten. So wurde im Jahr 2008 das Blechdach und die Außenfassade erneuert. 2020 nahm man die Erneuerung der Drainage und die Entfeuchtung des Mauerwerks in Angriff. Die laufende Betreuung der Kapelle übernehmen derzeit der Gebirgsschütze Josef Maier und seine Frau Anneliese.

In Sichtweite der Fahrriesbodenkapelle befand sich bis 1917 noch ein weiterer Bildstock aus dem 17. Jahrhundert mit einer geschnitzten Madonna. Durch umstürzende Bäume wurde der Bildstock zerstört, ohne die Madonna zu verletzen. Seitdem steht diese wertvolle Figur im linken Seitenaltar der Inzeller Pfarrkirche. In den Jahren 2003 bis 2005 errichtete die Gebirgsschützenkompanie am ursprünglichen Standort einen neuen Bildstock mit einer originalgetreuen Nachbildung der Madonna.

Derzeit nehmen die Gebirgsschützen unter der Leitung von Hauptmann Thorsten Kickuth eine gründliche Renovierung des Innenraums der Kapelle vor. Daher ist die Kapelle bis zum Abschluss der Arbeiten im Herbst dieses Jahres geschlossen. Im Zuge dieser Maßnahme wurde oberhalb des Altars eine Inschrift und ein Ornament freigelegt, die von alten Putzschichten überdeckt waren. Die altertümliche Schreibweise der Inschrift „O Maria hielf!“ deutet auf einen Ursprung noch vor einer einheitlichen Rechtschreibung in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts hin. Um ein genaueres Alter der Bemalungen herauszufinden, ist man mit Fachleuten in Kontakt. Die Bemalung soll im Zuge der Renovierung freigelegt bleiben.

Markus Preinfalk, Ortsheimatpfleger Inzell
Quellen: Inzeller Heimatbuch, Josef Höck, 1970;
Homepage der Gebirgsschützenkompanie Inzell