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Ruhpoldinger Gemeindeanzeiger
Ausgabe 42/2022
Katholische Kirchennachrichten
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Erst wenn das Evangelium am Anfang steht kann sich Kirche erneuern

Pfarrer Bernhard Schweiger ist bekannt für seine fundierten Predigten, wie hier in der Pfarrkirche St. Georg in Ruhpolding, wo er lange Jahre als Ruhestandsgeistlicher wirkte. Dieser Tage feiert der Geistliche Rat seinen 95. Geburtstag.

Geistlicher Rat Bernhard Schweiger feiert heute 95. Geburtstag – Deutliche Worte zur Kirchensituation

Im Juni vergangenen Jahres feierte Ruhestandspfarrer Bernhard Schweiger das seltene 70. Priesterjubiläum. Dieser Tage steht für den unerschütterlichen Verkünder des christlichen Glaubens und des Evangeliums bereits ein weiterer, persönlicher Meilenstein an: nämlich sein 95. Geburtstag. Dementsprechend wird der Geistliche Rat im Schwesternheim St. Hildegard in Bad Adelholzen, wo er seit einem Jahr seinen Lebensabend verbringt, im Kreise der Mitbewohner sowie der Belegschaft im Mittelpunkt stehen. Ob allerdings Besuche im „Präsenzmodus“ nach der Corona-Quarantäne möglich sind, war beim Gespräch im Vorfeld mit unserer Zeitung noch nicht abzusehen.

Seit dem Umzug von Ruhpolding in die Einrichtung der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul wohnt hier Pfarrer Schweiger zusammen mit weiteren acht Geistlichen und dreißig Ordensschwestern verschiedener Kongregationen. Eigentlich waren die kommenden Jahre so geplant gewesen, dass er seine „Rente“ im bis dahin ordensgeführten Alten- und Pflegeheim St. Adelheid in Ruhpolding verbringt. Nachdem aber die Einrichtung einer anderen Nutzung zugeführt wurde, musste er nochmal seine „sieben Sachen“ packen und umziehen. In der Ruhpoldinger Pfarrei hatte der Jubilar in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren mehrere seelsorgerische Aufgaben bis hin zum allgemeinen pastoralen Dienst übernommen. Mittlerweile hat er sich aber in Adelholzen gut eingelebt, wo er sich perfekt aufgehoben fühlt, erzählt er zufrieden am Telefon. Auch hier bestimmen die christlichen Rituale den Tagesablauf, das liturgische Morgengebet Laudes ebenso wie nachmittags Rosenkranz und Vesper sowie die sonntäglichen Messen, die meistens von den Patres von Maria Eck abgehalten werden. Was ihm allerdings schon seit längerem zu schaffen macht, ist die fortschreitende Sehbeeinträchtigung, die ihm das Lesen unmöglich macht. Auch zu unterscheiden, was auf dem Teller liegt, ist sehr schwierig. Wenigstens kann er noch ein bisschen fernsehen, und für die kleinen Spaziergänge nimmt er gerne den Rollator zu Hilfe.

Von der Hörbücherei lässt er sich neuerdings Tonträger kommen, meistens theologische Themen oder geschichtlicher und kultureller Stoff. Da wird sicher einiges aus der Feder des emeritierten Papst Benedikt XVI. dabei sein, mit dem ihn eine gewisse Seelenverwandtschaft verbindet, wie Bernhard Schweiger sagt. Beide erhielten am 29. Juni 1951 die Priesterweihe, wenn auch getrennt voneinander – Joseph Ratzinger in Freising, er im Regensburger Dom.

Die derzeitige Entwicklung in den deutschen Bistümern verfolgt er natürlich mit großem Interesse, inklusive sexuellem Missbrauch und dessen Aufarbeitung. Seiner Überzeugung nach kann sich Kirche als solches nur erneuern, wenn sie sich von Grund auf bekehrt. Das ist aber nur dann möglich, wenn sich jeder Christ, egal ob geweiht oder nicht, im Sinne des Evangeliums bekehrt und den Glauben wieder im Herzen verankert, gibt der Jubilar zu bedenken: „Da wird ein Synodaler Weg, auch wenn er noch so gut gemeint ist, nichts ändern“. Nur wenn das Evangelium am Anfang steht, steht einer Erneuerung nichts mehr im Wege. Das hätten die vergangenen zwei Jahrtausende immer wieder gezeigt, fügt Schweiger an. Und weiter: „Von einer Schönheitsoperation wird der Kranke nicht gesund. Die Ursachen liegen ganz woanders“.

ls