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Ruhpoldinger Gemeindeanzeiger
Ausgabe 46/2022
Katholische Kirchennachrichten
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Katholische Kirchennachrichten

Über die Funktion des reduzierten Läutewinkels ließ sich Kirchenpflegerin Barbara Zeller-Fraunhofer aus erster Hand von Kirchentechniker Walter Pirker informieren. Im Hintergrund sind die neuen Schallläden zu sehen. Mittlerweile ist wieder das markante Geläut im Zellerboden zu hören.

Schäden am Gebälk

Neue Holzjoche - Moderne Technik

Umfangreiche Sanierung des Glockenstuhls von St. Valentin in Zell abgeschlossen

Einer umfangreichen Generalüberholung ist die Filialkirche St. Valentin in Zell in den vergangenen Monaten unterzogen worden. Kirchenrestaurator Robert Birnbacher mit seinem Team war intensiv damit beschäftigt, die infolge der Sakristei-Absenkung aufgetretenen Schäden am Mauerwerk und den Aufputzflächen zu beseitigen (wir berichteten). Da nicht nur die Sakristei betroffen war, sondern auch der Innenraum des Kirchenschiffs, nahm dieser Sanierungsabschnitt noch einige Zeit in Anspruch. So gut wie abgeschlossen ist mittlerweile auch die Sanierung des Glockenstuhls mit seinen drei Glocken, von denen die Älteste aus dem Jahr 1568 stammt. Alle drei erhielten im Verlauf der Maßnahme eine komplett neue Aufhängung mit schwingenden, gekröpften Holzjochen aus Lärchenholz. Im Zuge dessen mussten auch die stabilen Metallbänder erneuert werden, an denen die Glocken befestigt sind. Der Zahn der Zeit hatte am Gebälk ganze Arbeit geleistet. Wie Johannes Döpper von der BG Trauntal erläuterte, wurden alle schadhaften Teile der Balkenkonstruktion großzügig ausgewechselt, damit das Tragwerk für die dynamische Belastung wieder auf lange Sicht gerüstet ist. Bis die Bewohner des Zellerbodens allerdings ihr gewohntes Glockengeläut wieder zu hören bekamen, wartete auf Kirchentechniker Walter Pirker aus Tirol eine Menge Arbeit, die sich über mehrere Wochen hinzog. Der international tätige Spezialist für Glockensysteme und Kirchenuhren betreut und wartet seit geraumer Zeit die Anlagen der beiden Ruhpoldinger Kirchen. Eine der Ursachen, warum es zu verstärkten Faulprozessen an den Balken kam, war nach Einschätzung Pirkers die fehlende Luftzirkulation im Glockenturm, so dass einfallender Regen und Schnee im Innern des Turms nicht genügend abtrocknen konnte. Ein offenbar in den Sechzigern des vorigen Jahrhunderts eingezogener Zwischenboden war dafür verantwortlich. Er wurde komplett entfernt, dafür ein luftdurchlässiger Boden eingebaut, der die Luft nun wie in einem Kamin zirkulieren lässt und die Balken weniger anfällig macht. Negative Wettereinflüsse fernhalten sollen auch die neu angebrachten Holzschallläden an den vier Seitenöffnungen, die in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde angebracht wurden. Ihre Lamellen aus Lärchenholz dienen nicht nur den Belangen des Vogelschutzes, sondern sorgen bereits im Turminneren für das optimale Vermischen des unverwechselbaren Glockenklangs, der nach außen dringt. Damit die Glocken selbst nicht Schaden nehmen, bekamen alle drei neue Metall-Klöppel verpasst. Zugleich wurde der Läutewinkel reduziert, um die bisherige Anschlagstelle zu entlasten. „Das ist so alle fünfzig Jahre mal nötig, denn die Materialermüdung macht sich unaufhaltsam bemerkbar,“ erläutert Kirchentechniker Pirker die Maßnahme. Über die neu installierte elektronische Steuerung mit den modernen Sicherheitsstandards lässt sich jetzt auch das sanfte Ausbremsen und Ausläuten programmieren.

ls