In dieser Monatsversammlung hatten wir die besondere Ehre, die neue Geschäftsführung des RTK mit seinem Vorstand Dr. Gregor Matjan, dem stellvertretenden Vorstand Herbert Ringsgwandl und dem kaufmännischen Leiter Martin Kunze im Unternberg-Hof begrüßen zu dürfen.
Nach einer kurzen Einleitung der VRB-Vorsitzenden Maria Hipf, stellte sich Dr. Gregor Matjan persönlich vor und erläuterte seine Ziele für die zukünftige Entwicklung des Ruhpoldinger Tourismus.
Herr Matjan kommt aus dem Salzburger Land und hat fünf Jahre den Bereich Digitale Medien bzw. Innovation, Strategie und Marktforschung bei der Salzburger Land Tourismus GmbH geleitet. Zuletzt war er als zertifizierter Unternehmensberater bei BrightPlaces tätig, wo er Kunden, z. B. die Österreich Werbung im Bereich Daten und touristische Transformation, beraten hat. Weiter unterrichtete er an der FH Wien das Fach Datenmanagement im Tourismus. Darüber hinaus hat Gregor Matjan vielfältige Erfahrungen in der Privatwirtschaft.
Ihm sei es wichtig, die Voraussetzungen für einen zukunftsfähigen Tourismus in Ruhpolding zu schaffen. Sehr wichtig sei es, die Stammgäste zu halten. Dazu wurde im Oktober eine fortlaufende Gästebefragung gestartet, um die aktuellen Bedürfnisse für jede Jahreszeit zu ermitteln, um sie an den Ort zu binden. Auch neue und vor allem jüngere Gästeschichten sollen bedient werden. Dazu sei es wichtig, die Modernisierung im digitalen Bereich schnell voran zu treiben. Um die Wertschöpfung im Tourismus zu steigern, liegt ihm die Chiemgau-Karte besonders am Herzen, da sie wesentlich zur Attraktivität eines Urlaubsortes beiträgt, wie viele Vergleichsorte in der Alpenregion beweisen.
Herbert Ringsgwandl hat nun neben seinen Aufgaben als Stellvertretender Vorstand auch die Aufgabe, sowohl als Einheimischer, als auch als „erfahrener Angestellter“ im Ruhpoldinger Tourismus, das neue Managementteam in die Gewohnheiten und Gepflogenheiten des Ortes einzuführen. Er erläuterte des Weiteren, dass durch die Trennung von Tourismus- und Gemeindefinanzen das Budget aus den Einnahmen durch Kur- und Fremdenverkehrsbeiträge, die jetzt ausschließlich dem RTK zufließen, viel gezielter und transparenter eingesetzt werden kann.
Da die Finanzen künftig vom RTK selbst geregelt werden müssen, wurde hierfür eine Neueinstellung nötig. Mit Martin Kunze konnte ein ausgewiesener Fachmann gefunden werden. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann hat er Betriebswirtschaft studiert und als Dipl-Kfm. abgeschlossen. Im Anschluss daran war er insgesamt 13 Jahre in der Finanzbranche tätig (8 Jahre Banking in Frankfurt und weitere 5 Jahre im Beteiligungsgeschäft der BayBG in München).
Nun stellte sich das neue Team den Fragen der zahlreich erschienenen Besucher. Als erstes kam die Frage auf, wie viele Angestellte im Bereich der RTK tätig sind? Herr Matjan nannte 41 Mitarbeiter, die sowohl im Vita Alpina und in der Eishalle, als auch in der Tourist Info und im Tourismusmarketing in Voll- und Teilzeit angestellt sind. Zudem erläuterte er die bekannten Probleme des Vita Alpina und sprach sich für ein neues, modernes Bad aus, denn ein solches sei als Schlechtwetterprogramm für den Gast unersetzlich.
Ein VRB-Mitglied wollte wissen, wie es sich mit touristischen Schäden verhält, z.B. Brücken o. ä. Um die ganze touristische Infrastruktur, wie Brücken und Wanderwege, die nicht in privater Hand sind, kümmert sich nun das RTK. Reparaturen und Kosten werden ggf. mit der Gemeinde abgesprochen.
Sollten dennoch Verluste im RTK anfallen, wer haftet dann dafür, so die nächste Frage aus dem Publikum. Dafür müsste notfalls weiterhin die Gemeinde einspringen, aber durch die Neustrukturierung sei alles viel transparenter und einsehbarer geworden und dadurch kann viel schneller und gezielter gehandelt werden.
Ein weiteres Mitglied der VRB beklagte die Tourismuszahlen, die 2022 im Vergleich zum vorigen Jahr deutlich eingebrochen seien. Zudem vermisse er die zu geringen Printausgaben, die gerade von älteren Generationen bevorzugt genutzt werden. Als Beispiel wurde das bewährte Gastgeberverzeichnis genannt und das löste dann eine „Online-Print“ Debatte bei den Anwesenden aus.
Die Touristiker erklärten, die Belegungszahlen mit dem Vorjahr zu vergleichen, sei nicht immer aussagekräftig. Im letzten Jahr profitierten durch die Coronasituation viele heimische Urlaubsorte, da viele Reisende nicht, wie sonst üblich, ins Ausland geflogen sind und den „Heimaturlaub“ bevorzugten. Im 5-Jahresschnitt seien wir aber im normalen Bereich und dieses Jahr wieder auf dem Niveau von 2019, also vor Corona. Printprodukte sind in angemessener Form natürlich weiterhin ein wichtiger Bestandteil beim Marketing. Mit dem Magazin „O‘KEMA“ sollen anhand von Bildern und authentischen Geschichten über Ruhpolding vor allem Emotionen und Gefühle beim Leser geweckt werden. So soll bei potenziellen Gästen die Neugier geweckt und über die Ruhpoldinger Webseite vertieft werden, um so im besten Fall zu einer Buchung zu führen. Ein Gastgeberverzeichnis sei aber bei der nächsten Ausgabe 2023/24 mit eingeplant.
Bei der nächsten Wortmeldung wurde die Bitte geäußert, die Privatmieter besser mitzunehmen und einzubeziehen. Dem wurde mit bestätigendem Kopfnicken der Verantwortlichen zugestimmt. Herbert Ringsgwandl erwähnte dazu die von den übergeordneten Tourismusverbänden (Chiemgau, Oberbayern) angebotenen Schulungsangebote, die Ruhpolding als Partner zur Verfügung stehen.
Eine Kleinvermieterin legte schließlich „den Finger in die Wunde“ und fragte nach, was für sie eigentlich noch übrig bleibe, wenn große Betriebe aus der Chiemgau Karte aussteigen sollten? Man bedauere natürlich den Wegfall der Rauschbergbahn, aber mit über 30 weiteren Leistungspartnern in Ruhpolding, Inzell und der Region wäre die Karte immer noch ein sehr attraktives Angebot. Für einen Beitrag von 15,00 € für 7 Tage wäre so theoretisch ein Gegenwert von 350,00 € an Leistungen möglich. Zur Zeit beteiligen sich über 600 Unterkunftsbetriebe am Kartenmodell, die über 80% der Gästebetten ausmachen. Ludwig Böddecker meinte, dass die katastrophalen Öffnungszeiten der Bergbahnen viel kaputt gemacht hätten. Der anwesende 1. Bürgermeister Justus Pfeifer räumte ebenfalls ein, wir waren vermutlich 2-3 Jahre zu spät, um einen neuen Investor zu suchen. Und auch Herrmann Hipf stimmte nach einer ausgiebigen, aber doch konstruktiven Diskussion zu, dass Ruhpolding und Umgebung doch noch so viele weitere Möglichkeiten zu bieten habe, man müsse nicht alles an der Bahn aufhängen.
Zum Schluss des Abends richtete Gerhard Guggenbichler den Appell an alle, nicht immer nur an der Vergangenheit herumzunörgeln, sondern wieder positiver in die Zukunft zu blicken. Natürlich sei in den letzten Jahren einiges versäumt worden, aber die großen Themen, wie z.B. Unternbergbahn, Rauschbergbahn, Vita Alpina und Kurhaus, würden nun endlich angegangen werden. Nur gemeinsam gehe es voran, gemäß dem alten und vielleicht doch auch neuen Leitspruch: „Auf geht´s Ruabading“.