Dass die Wiege der Menschheit in Afrika liegt - das galt lange als unumstößliche Erkenntnis. Doch in den vergangenen Jahren tauchten immer mehr Fossilien auf, die zeitlich und räumlich nicht ins Bild passten. Einer dieser Funde stammt aus Süddeutschland. Er legt nahe, dass der aufrechte Gang und die gemeinsamen Vorfahren des Menschen und der Menschenaffen sich möglicherweise nicht in Afrika, sondern in Europa entwickelt haben. Die neue Menschenaffen-Art Danuvius guggenmosi, die vor 11,62 Millionen Jahren im Allgäu lebte, lassen den Schluss zu, dass der Aufrechte Gang nicht nur älter ist als bisher vermutet, sondern sich schon zu Beginn der Hominiden-Evolution herausbildete. Diese Entdeckung rüttelt an bisherigen Theorien zur Entwicklung von Menschenaffen und Menschen und gibt Anlass zu neuen Forschungsfragen.
Prof. Dr. Madelaine Böhme ist Geologin und Paläontologin. Seit 2009 lehrt sie an der Universität Tübingen und sorgte mit ihrer 2016 im Allgäu gemachten Entdeckung für internationales Aufsehen.