Kulturpreis würdigt ihre Erinnerungsarbeit zur jüdischen Geschichte. Was die Geehrte zu ihrem jahrzehntelangen Engagement bewegt.
Vorsitzender Gerald Eichinger, Zweiter Vorsitzender Peter Ziegelmeier sowie Robert Sturm ehrten Anne-Marie Fendt mit dem Kulturpreis Staudenähre. Benigna Schönhagen hält die Laudatio.
Seit Jahrzehnten setzt sich Anne-Marie Fendt dafür ein, dass die Erinnerung an die jüdischen Familien in Fischach und den Stauden nicht in Vergessenheit gerät. Dafür wurde sie nun von der Regionalentwicklung Stauden (RES) während einer kleinen Feier am Gedenkstein unter der Thoma-Linde in Fischach mit dem Kulturpreis Staudenähre ausgezeichnet.
Der Verein ehrt seit 20 Jahren in unregelmäßigen Abständen verdiente Persönlichkeiten, die dazu beitragen, dass in den Stauden die kulturelle Vielfalt erhalten, gefördert und gepflegt wird.
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Erzählungen ihrer Mutter über jüdische Familien in Fischach, die während des Nationalsozialismus ihre Heimat verlassen mussten, gaben einst den Ausschlag für Anne-Marie Fendt, sich mit der jüdischen Geschichte zu befassen. 400 Jahre waren Fischach und die Stauden die Heimat vieler Juden gewesen. Die Neugier von Anne-Marie Fendt wurde zudem durch das Buch von Gernot Römer über die Judenverfolgung in Schwaben geweckt sowie durch Veröffentlichungen von Rolf Kießling und vor allem durch die Chronik von Michael Piller, die er im Rahmen der Markterhebung von Fischach erstellt hatte. Erstmals wurde in der Chronik das Leben der Juden erwähnt, was Anfang der 50er-Jahre noch unüblich war - so kurz nach dem 2. Weltkrieg wurde über das Thema in der Regel geschwiegen.
Die Laudatio zur Verleihung der Staudenähre hielt Benigna Schönhagen. „Begierig nach Wissen und Aufklärung fuhr Anne-Marie Fendt zu Vorträgen und Seminaren, sammelte Wissen, trug Details zusammen und recherchierte über das Zusammenleben von Christen und Juden“, erläuterte die ehemalige Leiterin des jüdischen Kulturmuseums Augsburg-Schwaben unter anderem. Schönhagen lobte zudem das außerordentliche Engagement der Preisträgerin und sagte: „Ihre Arbeit war nicht laut, aber sie hat viel bewegt. Sie hat gezeigt, dass Erinnern keine Last, sondern ein Akt der Menschlichkeit ist.“
Nach und nach übernahm Fendt Führungen auf dem jüdischen Friedhof, stand als Auskunftsgeberin zur Verfügung und warb weitere Vermittler. Zugleich war die ehemalige Lehrerin mitbeteiligt an der Gründung des Kulturkreises Kern in Fischach und dessen Arbeitskreis, der sich mit der Geschichte der Christen und Juden vor Ort befasst. Fendt organisiert mit anderen zusammen Führungen, Vorträge, Konzerte, Exkursionen und verschiedene Projekte. Sie will erreichen, „dass die jüdische Geschichte im Bewusstsein bleibt.“ Deshalb investiert sie so viel Zeit in ihre Aufgabe.
Gerührt und dankbar zeigte sich Anne-Marie Fendt über die Auszeichnung durch die Regionalentwicklung Stauden, die ihr durch die beiden Vorsitzenden Gerald Eichinger und Peter Ziegelmeier sowie durch Bürgermeister Robert Sturm überreicht wurde. „Die Erinnerung gilt sowohl den Verdiensten der Juden als auch ihrer Entrechtung und Verfolgung bis zum endgültigen Aus hier in Fischach im Jahr 1942“, sagte Fendt.
Zur Feier waren unter anderem Vertreter der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, aus dem Netzwerk historische Synagogenorte Bayern sowie aus dem Landesverband israelitischer Kultusgemeinden gekommen.
Das ist die Staudenähre
Die Staudenähre ist ein handgefertigtes Schmuckstück in Form einer Getreideähre, die als Anstecker oder Brosche getragen werden kann.
Die Kennzeichnung ist ein Wortspiel und steht für Ehre und Dank für verdiente Leistungen, wobei der Wortteil Ähre (Getreide) als Symbol für Ernte und Gewinn zu verstehen ist. (Karin Marz)