Seit 2500 Jahren wird alljährlich zur Zeit des höchsten Sonnenstandes mit Feuern dieses Ereignis gewürdigt. Seinen Ursprung hat dieser Brauch im Mithraskult in Persien. Ab dem 6. Jh. v. Chr. wurde die Gottheit Mithras als Streiter gegen die Finsternis verehrt. In römischer Zeit wurde dann dieser Kult mit dem „unbesiegbaren Sonnengott“ identifiziert und so dieser Gott vor allem in den römischen Legionen von den Soldaten verehrt. Später wurde Jesus Christus als der unbesiegbare Sonnengott geschildert der die Pferde führt, die den Sonnenwagen ziehen. Über dem alten Kult erhebt sich leuchtend und strahlend die christliche Kirche.
Seit dem 4. Jh. n. Chr. wird am 24. Juni von den Christen das Geburtsfest Johannes des Täufers gefeiert. Dadurch wurde die ehemals heidnische Sommersonnwendfeier, die zum Sommeranfang ein Fruchtbarkeitssymbol darstellte, sozusagen „getauft“.
So wie es in der christlichen Urkirche häufig geschah, versuchten auch die irischen Mönche, die unsere deutsche Heimat im 6./7. Jh. missionierten, die germanischen Bräuche unserer heidnischen, alemannischen Vorfahren zu christianisieren. Diese frühen Missionare konnten durch geschicktes Anpassen an bisherige Kulthandlungen und Bräuche die zunächst skeptisch und feindlich gesinnten Menschen überzeugen und dann langsam zum Christentum bekehren. So wurde z. B. damals häufig eine Kultstätte des germanischen Kriegsgottes Ziu in ein St. Michaels-Heiligtum umgestaltet.
Das Sonnwendfeuer sollte ursprünglich das Vieh, Haus und Hof vor bedrohenden Mächten und Dämonen schützen. Waghalsige Burschen und Mädchen sprangen über die Glut – durch den Kontakt mit den Flammen sollte alles Dämonische und Kranke aus ihren Körpern verbannt werden. Die Kleider durften dabei aber kein Feuer fangen.
Johannes der Täufer, der Vorläufer Jesu genannt, galt nun ebenfalls als Beschützer in mancherlei Not und Bedrängnis und wurde alljährlich zu seinem Geburtsfest durch Höhenfeuer auf Bergen und Hügeln geehrt.
Johannes wird uns in der Bibel als der Täufer Jesu im Jordan geschildert. Deshalb wurde in das sich bildende Johannesbrauchtum neben dem Feuer des Evangeliums auch das lebensnotwendige Wasser mit einbezogen; Johannes galt als Schutzpatron der Brunnen.
So entwickelten sich an vielen Orten Brunnenfeste als Volksbräuche am 24. Juni. Vor allem im Frankenland und im Fichtelgebirge werden diese Brunnenfeste, von Ort zu Ort verschieden, heute noch mit großem Aufwand und viel Liebe gefeiert. Sommerliche Lebensfülle und Fruchtbarkeit werden mit schönem Blumenschmuck und bunten Bändern symbolisiert.
In vielen Gegenden Westeuropas spielt so das Johannisbrauchtum, mit den Elementen Feuer und Wasser verbunden, seit Jahrhunderten und auch heute noch, eine herausragende Rolle im Jahresgeschehen.
Viele alte Bräuche hat die moderne Zeit weggewischt, manche aber leben laut oder verschwiegen fort, sei es, dass ihr Sinn noch das Bewusstsein des heutigen Menschen trifft und anrührt, oder sei es als Erinnerung an die sog. „gute, alte Zeit“.
Quellennachweis: Herbert Rauchenecker – „Lebendiges Brauchtum“, Prof. Dr. Hermann Bausinger – „Alte Bräuche – Frohe Feste“
Nesselwang, 10. Juni 1989 – Manfred Hailer
Der Nesselwanger Trachtenverein „Alpspitzler“ trägt den alten Brauch des Johannisfeuers seit vielen Jahren weiter. Bei jedem Wetter wird am 24. Juni auf dem Waldfestplatz ein großes Feuer entzündet. Mit Bewirtung, Musik und Tanz werden heute vor allem unsere Kurgäste angesprochen. Gemeinsam mit den Nesselwangern wird dieser Abend gefeiert. Nicht fehlen dürfen dabei heimatkundliche Kurzvorträge, die allen Besuchern Themen aus der Nesselwanger Geschichte näher bringen. Von 1989 – 2002 übernahm der Nesselwanger Heimatforscher Manfred Hailer diesen interessanten Teil des Abends.
17. Januar 2003 Manfred Hailer
Schon seit vielen Jahren zelebriert der Trachten- und Heimatverein „Alpspitzler“ Nesselwang den Brauch des Johannisfeuers. Traditionell am 24. Juni findet das Fest zum Gedenken an Johannes den Täufer am Waldfestplatz statt. Die Alpspitzler umrahmen das Fest mit Auftritten ihrer Teilgruppen und kümmern sich um das leibliche Wohl, wobei das Anzünden des Feuers im Mittelpunkt der Veranstaltung steht. Beginn ist um 19.00 Uhr.
Text: Manfred Hailer
Bilder: Trachtenverein Nesselwang