Gedanken zur Kräutersegnung am Fest „Mariä Himmelfahrt“

Die Kirche feiert am 15. August das größte und zugleich älteste Marienfest, Mariä Himmelfahrt. Der Sommer hat nun seinen Höhepunkt erreicht, die Nächte werden wieder länger und auch kälter. Seit jeher ist es an Mariä Himmelfahrt Brauch, dass heilkräftige Kräuter gesammelt, zu einem Boschen gebunden und in der Kirche geweiht werden. So ein Kräuterboschen soll mindestens sieben verschiedene Heilkräuter enthalten, wie z. B. Tausendgulden-Kraut, Wermut, Baldrian, Schafgarbe, Pfefferminze, Kamille und Holunder. In die Mitte der kunstvoll gebundenen Boschen wird eine gelbe Königskerze gesteckt, auch Frauenkerze genannt. Die Kräuterboschen werden nach der Weihe auf dem Dachboden oder im Stall aufgehängt und gelten als gutes Mittel gegen Krankheit und Feuer. Bei schweren Gewittern wurden sie früher im Herdfeuer verbrannt.

Diese Kräutersegnung ist aber mehr als ein schöner, frommer Brauch. Sie ist Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer und des Vertrauens auf ihn, der für jede Krankheit hat ein Kräutlein wachsen lassen.

Text vom 15.08.1994 von Manfred Hailer

Das Binden der Kräuterboschen ist jedes Jahr ein fester Bestandteil im Jahresprogramm der Blumenfreunde Nesselwang. Sie sammeln vorab viele Kräuter und Blumen und treffen sich dann im Pfarrheim, um rund 150 Boschen gemäß der alten Tradition zu binden. Diese werden dann im Gottesdienst an Maria Himmelfahrt geweiht. Vor und nach der Kirche werden die Kräuterboschen gegen eine Spende für soziale Zwecke abgegeben. Das Geld wurde von den Blumenfreunden in den letzten Jahren zum Beispiel gespendet für die Ukraine-Hilfe Nesselwang, die Flutopfer im Oberallgäu, die Renovierung der Kreuzwegstationen nach Maria Trost, die Familie in Rettenbach, die durch eine Explosion so vieles verloren hat, die Bürgerwerkstatt Senioren, die Kirchturmrenovierung usw.

Auch dieses Jahr werden wir am Montag, 14. August um 14 Uhr im Pfarrheim die Boschen binden. Wir freuen uns sehr über Blumen- und Kräuterspenden sowie freiwillige Helfer.

Die Blumenfreunde Nesselwang haben eine lange Vereinsgeschichte. Erwähnt wurde erstmals der Verein im Jahr 1903. Im damaligen Gründungsprotokoll vom 16. Oktober steht: „Gelegentlich der Herbstversammlung des hiesigen Verschönerungsvereins hielt Herr Obstbauwanderlehrer Wein aus Pferrsee einen Vortrag über den Wert und Nutzen eines Obstbauvereins und munterte zur Gründung eines solchen auf. Nachdem noch mehrere Redner zur Gründung ermunterten, schlossen sich die meisten Anwesenden diesem Verein an. Es wurde nun zur Gründung des Vereins mit der Benennung „Bienenzucht und Obstbauverein Nesselwang“ mit 43 Mitgliedern geschritten.“

Im Jahr 1934 wurde der Verein aufgrund amtlicher Verordnung in einen Bienenzucht- und in einen Gartenbau- und Landschaftspflegeverein getrennt. In den Jahren des 2. Weltkrieges kam das Vereinsleben zum Erliegen.

Erst bei einer Verleihung der Diplome für Blumenschmuck im Jahr 1981 wurde angeregt, einen Verein für Blumenfreunde zu gründen. Schriftlich wurde dies von mehreren Personen auf einem Bierdeckel festgehalten und unterschrieben.

Am 29. Januar 1982 fand dann eine vorläufige Gründungsversammlung im Sportcafe Martin statt. Dort führte Pius Lotter aus, dass der ehemalige Gartenbauverein von 1903/1934 nicht aufgelöst wurde, sondern ruhte. Deshalb fand am 11. März 1982 nur eine Wiedergründungsversammlung statt. Der Verein erhielt den Namen „Gartenbau und Landschaftspflege Blumenfreunde Nesselwang“ und umfasste 61 Gründungsmitglieder.

In den nun 41 Vereinsjahren wurde der Verein von Marianne Fichtel, Anneliese Heer, Traudl Wagner und aktuell von Christine Haug erfolgreich geführt. Die aktuelle Mitgliederzahl stieg auf 250. Die Frauenquote beträgt 94 %. Wir freuen uns sehr, dass wir in letzter Zeit auch viele jüngere Mitglieder begrüßen konnten.

Unsere Aktivitäten sind vielfältig, wie der Blick „Mit den Blumenfreunden durchs Jahr“ zeigt:

Mit der Jahreshauptversammlung und Vorstellung des Jahresprogramms startet Ende April das Vereinsjahr der Blumenfreunde Nesselwang.

Interessante Bildervorträge, z. B. über das Geheimnis der Moore, Allgäuer Alphirten, Staudenbeete oder die Natur im Allgäu schließen die Versammlung ab.

Die Grundschüler aus Nesselwang sind im Mai dann zu unserer Kinderaktion eingeladen. Unter fachkundiger und geduldiger Anleitung von Bernhard Ambros dürfen sie Tomaten, Gemüsekisten oder Kartoffeleimer pflanzen und daheim beim Wachsen zusehen und ernten.

In Zusammenarbeit mit der Gärtnerei Gruber und Bernhard Ambros gibt es immer wieder verschiedene Vorträge und Workshops zu Themen wie „Richtige Grabpflege“, „Düngen im Garten“, „Befüllung eines Hochbeetes“ oder „Baumschneiden“.

Aber auch außerhalb von Nesselwang sind wir unterwegs, um blühende und interessante Gärten zu besichtigen. Der Kreislehrgarten in Sulzberg, der Bärengarten in Zell oder der Pfingstrosengarten in Wiggensbach sind auf jeden Fall einen Ausflug wert. Außergewöhnliche und lehrreiche Ausflüge waren auch der „Wasserschmeckerweg“ (unterwegs mit der Wünschelrute), „Nachtwanderung für Frauen“ (und das bei Mondfinsternis), die Breitachklamm im Winter, Wanderung im und am Reichenbach oder die Kapellenwanderung um Nesselwang.

Den Jahresausflug machten wir zusammen mit den Bäuerinnen und konnten so schon viele Eindrücke sammeln. Unsere Ziele waren z. B. Innsbruck mit Bergisel Schanze und Alpenzoo, Straußenfarm in Leipheim, Dahlienschau in Lindau oder Schloss Trautmannsdorf in Südtirol.

Über den Sommer gehört die Pflege der Duftbeete an der Riese und des Willkommensplatzes zu unseren Aufgaben und auch die Blumen am Zunftbrunnen werden von uns gepflanzt.

Traditionell zu Maria Himmelfahrt binden wir die Kräuterboschen und zu Erntedank wird in der Pfarrkirche mit Obst, Gemüse und Blumen ein schöner Erntedankaltar gerichtet. Diese Erntegaben werden dann an das Altersheim gespendet.

Abwechselnd im Oktober zum bunten Abend oder Ende November zur Adventsfeier laden wir unsere Mitglieder ein, um mit einem gemeinsamen Abend das Gartenjahr abzuschließen.

Mit viel Selbstgebasteltem sind wir schon seit vielen Jahren auch auf dem Adventsmarkt dabei.

Gleich nach Weihnachten starten wir mit der Planung und den Proben für unseren traditionellen Blumenball, der immer am Lumpigen Donnerstag stattfindet.

Auch das Miteinander mit den Nesselwanger Vereinen klappt gut. So haben wir schon für etliche Vereine die Dekoration bei besonderen Anlässen übernommen, z. B. Tennisclub, Skiclub, Feuerwehr und Schützen. Eine besondere Herausforderung war der Bau eines Festwagens für die Gautrachtenfeste 1999 und 2012. Zusammen mit dem Imkerverein gestalteten wir mit Blumen und Grünzeug ein Trachtenpaar und eine Alphornbläserin. Für das geplante Bezirksmusikfest 2025 werden wir gemeinsam mit den Imkern wieder angreifen und einen Wagen herrichten.

Auch für die kommenden Jahre wollen wir wieder ein abwechslungsreiches und lehrreiches Programm zusammenstellen und sind für Vorschläge dankbar.

Wir freuen uns sehr, wenn Sie an unseren Veranstaltungen teilnehmen. Auch Nicht-Mitglieder sind stets willkommen. Schnuppern Sie doch rein, wie nett und gesellig es in unserem Verein ist.

Text und Bilder: Blumenfreunde Nesselwang