Postomnibus zur Personenbeförderung
Doppelköpfiger Adler als Zeichen der Poststation
Paketpostkutsche mit absperrbarem Wertfach
Die frühesten Aufzeichnungen sind in einer Memminger Chronik von 1490 zu finden. Durch den römischen König Maximilian I. wurde die erste Postroute zwischen der Tirolischen Hofhaltung in Innsbruck und der Flandrischen Residenz Mecheln eingerichtet. Der Weg der damaligen Reitboten führte über Lermoos, Füssen, Nesselwang, Durach, Pleß und weiteren Stationen bis nach Flandern. Bevor der Stafettenreiter das nächste Ziel erreichte,„bließ er in sein Hörnlein, das hört ein Bott, der in der Herberg lag und must gleich auf sein.“
Jeder musste in der Stunde eine Meile weit reiten, sonst bekam er Lohnabzug. Er beförderte in seinem Felleisen nur Briefbündel der Reichsbehörde an die verschiedenen Zentren. Da die Stationen etwa 38 km voneinander lagen, hatte der Postreiter auf seiner Strecke hin und zurück etwa einen Tag zu reiten. Nesselwang hatte zu dieser Zeit aber noch keine eigene Poststation, sondern nur einen Stafettenwechsel.
In verschiedensten Unterlagen des Hofstiftes, der Allgäuer Chronik sowie in den Unterlagen im Postarchiv von München ist zu entnehmen, dass Nesselwang schon um 1517 als Poststation der Taxis'schen Poststrecke Füssen – Kempten erwähnt wird. König Maximilian I. soll damals schon einen doppelköpfigen Adler als Wappen der Poststation Nesselwang verliehen haben als die Postroute Innsbruck-Flandern ausgebaut wurde.
1808 übernahm der Bayerische Staat die bisherige Taxis'sche Post. Urkunden und Zertifikate der Oberpostdirektion München beweisen, dass von 1810 - 1817 die Poststelle im Haus Nr. 9, Bärenbrauerei, untergebracht war und von Clemens Steiner betreut wurde. Anno 1817 wurde die Postexpedition und der Poststall für die Pferde in das Haus Nr. 19/20, Adlerbrauerei, verlegt. Franz-Xaver Ott hat diese bis zu seinem Tod 1837 verwaltet.
Sein Sohn Sigmund verkaufte den gesamten Brauereibesitz Adler und Gastwirtschaft am 5.1.1863 an Josef Schweiger aus Krumbach. Er übernimmt somit auch die Poststelle und Poststallung, und die Postomnibusse (Personenbeförderung) nehmen den Dienst auf. Die Art von Postkutschen brachten eine erwünschte Abwechslung in dem sonst so ruhigen Markt Nesselwang. Die Passagiere konnten im Gasthof Post übernachten und am nächsten Tag weiterfahren. Durch den verbesserten Straßenbau konnte so ein Postomnibus in der Stunde bis zu 10 km zurücklegen.
Erstmals wird in den Übergabe-Niederschriften wegen des Postdienstes die Bezeichnung „Postanwesen“ genannt und amtlich eingetragen, lt. Staatsarchiv München, Notariat Füssen 1863 vom 10. Januar 1863. Somit endet die 200-jährige Geschichte der Adlerbrauerei, die ab diesem Zeitpunkt Post-Brauerei genannt wird.
Am 25. Januar 1883 kauft Franz Seraph Huber die Brauerei und Gastwirtschaft mit allen Liegenschaften und sein Schwager Mathias Schneider führt die Poststelle, jedoch ohne Stallung, bis 1889. Die Poststelle wurde von Ludwig Dinser übernommen. 1890 gibt Mathias Schneider die Poststelle an Franz Binser ab, dem damaligen Besitzer der Bärenbrauerei. In dieser Zeit erscheint erstmalig ein beamteter Postexpeditor.
Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Kempten – Pfronten wurde 1895 die Poststallung aufgelöst. Im selben Jahr verlegt der Postexpeditor Max Gudbrod die Poststelle wieder in die Räume der Post-Brauerei, solange bis 1910 ein neues Postamt erstellt wurde. Insgesamt war die Postexpedition 82 Jahre in der Post-Brauerei.
Der 1517 verliehene, gusseiserne, doppelköpfige Adler war früher über dem Eingang am Geländer eines kleinen Balkons der Gastwirtschaft zur Post angebracht. Nach Umbau und Restaurierung des Anwesens hängt dieser Adler noch heute in der Adler-Stube.
Von einem Hotelgast, eine Kundin bei Frau Marianne Fichtel, bekam Karl Meyer eine Original Postillion-Uniform, die der Vater von Frau Fichtel besaß. Diese ist im Kellergang „der Post“ ausgestellt.
Eine Original Paketpost-Kutsche sowie ein Post-Omnibus (Personenbeförderung) stehen im Vorraum des Sudhauses der Brauerei.
Text: Monica Nusser
Fotos: Dr. Konstantin Meyer