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Nesselwanger Leben - Informationsblatt
Ausgabe 6/2025
Themenschwerpunkt
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Themenschwerpunkt

Ein Skitag an der Alpspitzbahn neigt sich dem Ende zu. Die Sonne verschwindet hinter den Bergen, die letzten Skifahrer kämpfen sich müde den Knebel hinunter. Nebenan erwachen bereits die Pistenraupen. Mit tief brummenden Motoren rollen die tonnenschweren Maschinen los. Besonders die Kinder staunen, wenn die silbernen Maschinen sich langsam in Bewegung setzen – bevor sie schließlich oberhalb des Knebels verschwinden, um mit ihrer nächtlichen Aufgabe beginnen.

Am nächsten Morgen ist von all dem nichts mehr zu hören oder sehen, das Einzige, was bleibt, sind die typischen Rillen auf der Piste – das Werk präziser Handarbeit, schwerer Technik und jahrelanger Erfahrung. Doch was genau passiert in diesen Stunden der Dunkelheit? Warum braucht eine Pistenraupe eine Seilwinde? Und was macht eigentlich eine wirklich gute Piste aus?

Schnee ist nicht gleich Schnee

Für den Laien mag Schnee einfach Schnee sein – doch jeder Skifahrer spürt den Unterschied sofort: am liebsten griffig, manchmal hart, oder im Frühling mal sulzig, mal hart, mal griffig, mal einfach nur heimtückisch. Die Aufgabe der Pistenraupenfahrer besteht darin, aus diesen wechselhaften Bedingungen das Beste zu machen. Ziel ist immer dasselbe: eine perfekt präparierte, sichere und griffige Piste für den nächsten Tag.

Die Grundlage dafür ist der richtige Pistenaufbau. Dieser besteht aus mehreren Schichten, idealerweise aus einer Mischung von Naturschnee und technisch erzeugtem Schnee. Letzterer hat einen entscheidenden Vorteil: Er ist deutlich dichter. Zehn Zentimeter Maschinenschnee bleiben auch nach dem Verdichten durch die Pistenraupe fast zehn Zentimeter dick, während dieselbe Menge Naturschnee auf etwa zwei Zentimeter zusammengedrückt wird. Ohne technischen Schnee wäre eine stabile Piste also nicht möglich.

Wenn die Raupe am Seil hängt

Sonne, Regen und Neuschnee verändern im Lauf der Tage den Pistenaufbau – und hier kommt die Pistenraupe mit Seilwinde ins Spiel. Ihre Winde kann mit bis zu 4,5 Tonnen Zugkraft und über 1000 Metern Seillänge den Schnee, den Skifahrer tagsüber nach unten befördern, wieder bergauf schieben.

An der Hauptpiste der Alpspitzbahn – dort, wo auch abends der Flutlichtbetrieb läuft – gibt es zwei feste Punkte, an denen sich die Pistenraupe einhaken kann. Bei Bedarf kann auch eine zweite Raupe als Anker dienen. Das nur elf Millimeter dünne Stahlseil wird oberhalb des Knebelhangs eingehängt und spannt sich bis zur Talstation hinunter. Während der Arbeit gräbt es sich durch Geländeübergänge tief in den Schnee ein - bis zu einem Meter tief. Wird dann Zug auf das Seil gegeben, schnellt es mit enormer Kraft nach oben und zur Seite, unsichtbar im Dunkeln, lebensgefährlich für jeden, der sich dann auf der Piste in der Nähe befindet.

Leider kommt es im Alpenraum immer wieder zu tödlichen Unfällen zwischen Menschen und Maschine. Deshalb gilt: Während der Präparierung herrscht absolutes Betretungsverbot.

Warum die Piste Ruhe braucht

Die schönsten Abfahrten sind die auf einer frisch präparierten, glatten und griffigen Piste – keine Wellen, keine Löcher, keine Überraschungen. Doch was viele nicht wissen: Direkt nach der Präparierung ist die Oberfläche noch weich. Erst durch die nächtliche Kälte verbinden sich die Schneekristalle wieder und frieren zusammen – die Piste wird hart, tragfähig und sicher.

Wenn nun nachts Spaziergänger, Rodler oder Skifahrer die gesperrte Piste betreten, hinterlassen sie Spuren, die über Nacht gefrieren. Am nächsten Tag werden daraus gefährliche Löcher und Kanten. Deshalb sind die Pisten der Alpspitzbahn von 16:30 bis 18:00 Uhr und von 21:00 bis 8:30 Uhr gesperrt.

Bitte nehmt diese Sperrzeiten ernst! Sie dienen nicht der Schikane, sondern dem Schutz aller – der Gäste genauso wie der Raupenfahrer. Oder, um es mit einem Vergleich zu sagen: Ein Pistenraupenfahrer möchte genauso wenig eine Person auf seiner Spur sehen wie ein Zugführer auf den Gleisen.

Einmal mitfahren – der Traum vieler Kinder und Erwachsenen

Wer schon als Kind fasziniert vor den Pistenraupen stand und sich gefragt hat, wie es wohl ist, selbst einmal mitzufahren, hat Glück: An der Alpspitzbahn gibt es die Möglichkeit, als Co-Pilot bei den „Helden der Nacht“ mitzufahren. Dabei erlebt man hautnah, wie Technik, Erfahrung und Fingerspitzengefühl zusammenwirken, um die perfekte Piste zu schaffen.

Mehr Informationen zur Anmeldung findet ihr auf der Website der Alpspitzbahn.

Text und Bilder: Alpspitzbahn Nesselwang