Jedes Jahr zum Jahresende wird Bilanz gezogen und alle möglichen Statistiken veröffentlicht. So auch die Liste der beliebtesten Vornamen des vergangenen Jahres. Sophia und Leon lagen in der Gunst der Eltern vorne (lt. Frankenpost Nr. 301 vom 30.12.24). Bei den „Buben“ (so sagt man heutzutage auch kaum mehr!), also bei den Jungen, liegen Leon, Felix, Lukas, Elias und Maximilian vorne.Auch Noah hat bei modernen Eltern gute Chancen, obwohl die meisten Namensgeber kaum wissen, daß dessen Holzschiff „Arche“ hieß und daß er, bevor er am Berg Ararat anlegte, ein Paar Tauben zur Erkundung eines Ankerplatzes fliegen ließ. Völlig „out“ (so sagt man heute zu „unmodern“) sind alte gebräuchliche Namen aus dem deutschen Sprachgebrauch wie Hans, Fritz, Karl oder Georg. Manchmal wirken die gewählten Bezeichnungen für den männlichen Nachwuchs so, als hätten die modernen Eltern aus beliebig gewählten Buchstaben des Alphabets neue eigene Namensschöpfungen erschaffen.
In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, also vor genau hundert Jahren, nannte eine Familie in Konradsreuth ihre beiden Buben „Wolfgang“ und „Max“und lag mit letzterem schon ziemlich genau im Trend der heutigen Zeit. Man liebte aber die Kurzformen und der Wolfgang wurde gemeinhin mit „Wolf“ gerufen, bei „Max“ war die Kurzform schon von Natur aus gegeben.
Zu dieser Familie Sch. kam eines Tages der neue Pfarrer zu Besuch, einerseits um sich vorzustellen und andrerseits auch, um seine neuen Schäflein kennenzulernen. Während seines Besuches liefen auch die beiden aufgeweckten Buben der Familie, 10 und 5 Jahre alt, neugierig im Zimmer umher. Der Pfarrer fragte den Älteren, als er in seine Nähe kam: „Du bist also der ältere Sohn. Wie heißt du denn?“ - „Ich heiße Wolf“, war die knappe Antwort des Zehnjährigen. „Wolf ist ein schöner, alter deutscher Name. Aber sicher lautet dein vollständiger Name Wolfgang, und das ist noch schöner“, erklärte der Pfarrer dem Buben und wendete sich an den Jüngeren, der neugierig lauschend dabeistand, „und wie heißt du?“ - „Ich bin der Maxgang“, krähte der Fünfjährige mit vorauseilender, sprachschöpferischer Bereitwilligkeit – und hatte damit seinen lebenslang währenden Spitznamen weg.