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Bad Königer Stadtnachrichten und Badeblatt
Ausgabe 10/2025
Kirchliche Nachrichten
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Kurseelsorge

Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, auch Passionszeit genannt. Ab Aschermittwoch zählen wir 40 Tage, die uns zum Osterfest führen sollen, daher wird dieser Zeitraum auch als österliche Bußzeit bezeichnet. „Österlich“ klingt ja gut, man hat gleich den Frühling vor Augen; aber „Bußzeit“? „Buße“ und für etwas zu büßen klingt nicht gerade nach Aufbruch, eher bedrückend und nach Strafe.

Wie können wir also die kommenden 40 Tage für uns nutzen? Nun, wir können unsere Alltagsroutinen überprüfen und uns fragen, welchen Sinn das alles hat, woran wir uns gewöhnt haben. Dabei können wir auch überlegen, ob es in unserem Tagesablauf nicht sinnvollere Handlungen und Abläufe gibt. Nehmen wir die wohl prägendsten Stunden des Tages: das Aufstehen und die ersten Minuten zum Beginnen des Tages; dann die Mittagszeit und schließlich der Abschluss des Tages vor dem zu-Bett-Gehen. Wie bewusst begehen wir diese Phasen im Tagesverlauf? Gönnen wir uns etwas Muße und Besinnung oder muss alles immer nur schnell gehen? Achten Sie am Morgen und am Abend auf das Zwitschern der Vögel, die den Frühling anstimmen? Wie atmen Sie, wenn Sie morgens aus dem Haus gehen: tief und bewusst oder sind Sie schon früh außer Atem? Machen Sie zum Mittag eine wirkliche Pause und schauen zurück auf den Vormittag und voraus auf die nächsten Stunden des Tages, auf die Begegnungen und Gespräche mit Ihren Mitmenschen? Genießen Sie das Mittagsmahl mit allen Sinnen und spüren die Liebe, mit der es zubereitet ist? Und wie erholen Sie sich am Abend, wie entspannen Sie zur Vorbereitung auf den Nachtschlaf?

In Klöstern werden diese Phasen des Tages seit jeher mit Gebeten und anderen Ritualen begleitet. Wir könnten uns ein wenig daran orientieren, um die 40 Tage zwischen Aschermittwoch und Ostern bewusst zu gestalten. Der Orientierung kann auch dienen, wenn wir mit „fasten“ nicht unbedingt weniger, sondern besseres essen verbinden. Wenn wir uns in der „Passionszeit“ überlegen, worin wir passioniert sind, was wir also mit wirklicher Leidenschaft machen; aber auch wenn wir uns darüber klar werden, worunter wir leiden. Wenn wir nicht aus sportlichen Gründen durch die Frühlingslandschaft hetzen, sondern unserer Seele auf die Spur kommen und erkunden, wo sie eigentlich in uns steckt. Das ist die Einladung dieser 40 Tage. So können wir unsere persönlichen Auferstehungen entdecken und uns auf die große gemeinsame Feier der Auferstehung an Ostern vorbereiten.

Jan. Mäurer, kath. Kirche, Bad König