„In Frankreich beten Landwirte jetzt für Regen!“ So titelte der „Focus“ in einem großen Artikel, der am 19.3.23 veröffentlicht wurde. Nach mehreren zu trockenen Jahren in Folge und einem sehr niederschlagsarmen Winter, so war zu lesen, fand in Südfrankreich nun eine große Prozession mit einem Gebet für Regen statt.
Was ist denn los mit unserer Welt, wenn betende Christinnen und Christen eine große Pressemeldung „wert“ sind? Und vor allem: Was ist eigentlich los mit uns Christenmenschen, wenn das öffentliche Gebet offensichtlich so selten zu erleben ist, dass der „Focus“ drüber berichtet? Beten wir wirklich so wenig? Oder nur so, dass andere davon normalerweise nichts mitbekommen?
Von Jesus wird berichtet, dass er sich oft stundenlang zurückzog zum Gebet, um wieder bereit zu sein für seinen Dienst. Um Kraft zu tanken für seine schwere Aufgabe. Um mit dem Vater über das zu sprechen, was gerade anlag, und sich so auch immer wieder neu zu orientieren auf sein großes Ziel hin. Um seine Freunde vor den Vater zu bringen und ihn für sie zu bitten: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre.“, hat er einmal zu Petrus gesagt.
Wenn Jesus solche Gebetszeiten hatte, dann war er erst mal nicht erreichbar. Dann heilte, predigte, handelte er nicht. Und doch gewann sein Heilen, Predigen, Handeln gerade von hier aus die Kraft und Vollmacht, in der das alles geschah.
Und wir? Meinen wir, wir müssten permanent erreichbar sein, so dass nicht einmal die Ruhe bleibt fürs Gebet? Oder meinen wir, wir hätten so viel zu tun und müssten so viel handeln, dass einfach keine Zeit bleibt fürs Beten? Keine Zeit, Gott anzubeten, ihm zu danken, ihm unsere Not und unsere Bitten zu sagen - damit wir dann mit neuer Kraft wieder handeln und mit neuer Freude wieder erreichbar sein können?
Wie wunderbar ist es doch: Der Erfinder des Lebens und Herr der Welt, der lebendige, ewige Gott wartet darauf, dass wir mit ihm reden. Er freut sich, wenn wir zu ihm kommen. Er hört, was wir ihm sagen, und es berührt sein Herz.
Freilich ist das Gebet keine Wunscherfüllungsmaschine. Manchmal weiß Gott besser, was gut für uns ist. Aber doch bin ich überzeugt: Der Zustand unserer Welt und unseres Lebens rührt auch daher, dass wir viel zu häufig aufs Gebet verzichten.
Ich lade Sie ein zum Gebet. Im stillen Kämmerlein. Am Esstisch. In einer ruhigen Minute. Oder gerade in besonders unruhigen Minuten. Und immer wieder auch in der Öffentlichkeit. Das dürfen andere ruhig wissen, dass es da einen gibt, dem wir uns anvertrauen. Und den wir sogar um Regen bitten dürfen.