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Bad Königer Stadtnachrichten und Badeblatt
Ausgabe 18/2025
Kirchliche Nachrichten
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Kurseelsorge

Die Fernsehbilder am Ostersonntag beim Segen „urbi et orbi“ waren beeindruckend: Der von Krankheit gezeichnete Papst Franziskus haucht die Segensworte für die Stadt Rom und den ganzen Erdkreis ins Mikrofon. Tausende Menschen auf dem Petersplatz und noch viel mehr an den Fernsehern haben es mitverfolgt. Dann, am Ostermontag, mitten hinein in den Vormittag, erfahren wir, dass der Papst gestorben ist. Dieses Geschehen hatte etwas Rätselhaftes, Geheimnisvolles; das Besondere war das Unsichtbare.

Die seither wahrnehmbare große Teilnahme weltweit zeigt die Bedeutung dieses Papstes namens Franziskus, sie geht weit über die Grenzen seines Amtes hinaus. Mit Papst Franziskus ist eine sicher oft unbequeme, aber wichtige Stimme verstummt. Ist es nicht eigentümlich, dass man oft erst im Nachhinein die Bedeutung von jemandem erkennt, den man vorher oft für nicht so bedeutend gehalten hat? Papst Franziskus versuchte in seinem Amt als „ehrlicher Makler“ aufzutreten, dabei war er sicher nicht immer nur diplomatisch. Er versuchte auch, seine durch uralte Traditionen geprägte Institution auf einen neuen Stand zu bringen. Aber auch er musste, wie schon viele vor ihm und in anderen Zusammenhängen, erfahren, dass alle zwar Erneuerung wollen, aber bitte ohne große Veränderungen; schon gar nicht, wenn es um das eigene Verhalten und die persönliche Lebensführung geht. Nun, der Rückblick zeigt, dass Veränderung immer geschieht, wenn auch oft auf ganz leisen Sohlen.

Kirche bzw. Religion haben weltweit eine ganz unterschiedliche Bedeutung. Die Kirchen in Deutschland verlieren Mitglieder bzw. Kirchensteuerzahler. Daraus wird schnell gefolgert, dass eine geringer werdende Zahl an Kirchenmitgliedern auch auf eine geringere Bedeutung oder Einflussmöglichkeit der Institution hinweist. Die damit verbundene Frage der Glaubwürdigkeit führt in einer zunehmend von digitalen Medien geprägten Welt zu einer besonderen Verantwortung und Rechenschaftspflicht. Gehen wir davon aus, dass jeder Mensch nach der Wahrheit sucht, oder sagen wir vielleicht besser, dass jeder Mensch nach Wahrhaftigkeit strebt. Es fällt uns schwer, in unserem jeweiligen Gegenüber keine Konkurrenz zu sehen, sondern eine Ergänzung. Auch wenn es ein theoretisches Ideal ist, mit jedem Menschen gut auszukommen, erleben wir aber täglich die Wiederholung der Geschichte von Kain und Abel und die Angst zu kurz zu kommen und weniger geliebt zu werden als andere. Müssen wir traurig darüber sein, dass es die ideale Welt nicht gibt? Jetzt, wenn wir über die Medien von Papst Franziskus Abschied nehmen, erkennen wir doch das Unsichtbare, in dem wir den tiefen Wunsch von einem versöhnten Miteinander erkennen.

Jan. Mäurer, kath. Kirche, Bad König