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Bad Königer Stadtnachrichten und Badeblatt
Ausgabe 19/2023
Kirchliche Nachrichten
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Kurseelsorge

Von Martin Luther wissen wir, dass er ein extrem vielbeschäftigter Mann war. Über Ideen wie eine 40-Stunden-Woche oder auch maximal 10 Arbeitsstunden am Tag hätte er kopfschüttelnd gelächelt. Aber all die Arbeit hielt ihn nicht davon ab, dass er sich Zeit nahm zum Beten. Im Gegenteil. „Heute habe ich viel zu tun, deswegen muss ich viel beten“ konnte er etwa sagen. Oder auch: „Ich habe soviel Arbeit, dass ich nicht auskomme, ohne täglich mindestens drei Stunden meiner besten Zeit dem Gebet zu widmen.“

Wir leben, so mein Eindruck, in einer Zeit voller hektischer Betriebsamkeit. In der Politik wird in kürzester Zeit ein großes Paket nach dem andern geschnürt – schließlich muss ja die Welt gerettet werden vor dem Klimatod. In der Kirche wird intensiv und mit enormem Zeitaufwand an Strukturveränderungen gearbeitet – werden doch die Gottesdienste leerer, es mangelt an Personal, und erst die Finanzen … Aber auch im persönlichen Bereich: Viele Menschen haben immer größeren Zeitdruck, hetzen durch immer voller werdende Tage.

Da bleibt doch keine Zeit mehr fürs Gebet. Wir müssen die Ärmel hochkrempeln, müssen Entscheidungen fällen, müssen so vieles erledigen. Beten können wir später immer noch.

STOP! Ich bin überzeugt, dass in Staat und Kirche und im Privaten so vieles deshalb schief läuft, weil wir viel zu wenig beten. Dass wir deshalb immer atemloser sind, weil wir nicht mehr Atem holen in der Gegenwart des lebendigen Gottes. Dass mancher Segen ausbleibt, einfach weil wir nicht darum bitten.

Nichts gegen hochgekrempelte Ärmel und gegen notwendige Entscheidungen und fällige Erledigungen. Aber das alles ist viel zu wenig, wenn die gefalteten Hände fehlen. Deshalb STOP! Es ist allerhöchste Zeit umzukehren. Und zwar umzukehren zum lebendigen Gott. Umzukehren zum Gespräch mit ihm. Umzukehren zum Gebet. Er kann die Welt retten. Er kann die Kirche erneuern. Er kann unserm Leben Halt und Inhalt und Sinn geben.

Lassen Sie sich doch einladen zum Gebet. Je mehr zu tun ist, desto mehr müssen wir beten. Besprechen Sie das, was Sie beschäftigt, zuallererst mit dem, der schon längst auf Ihr Beten wartet. Und danach machen Sie sich an die Arbeit. Nur so kann’s gelingen.

Martin Hecker, Pfr.