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Bad Königer Stadtnachrichten und Badeblatt
Ausgabe 2/2023
Kirchliche Nachrichten
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Kurseelsorge

Letztens war ich für einen Kaffee im Pavillon auf der Rosenhöhe. Mein Blick fiel dort auf die alten Kaffeemühlen, die auf einem Regal neben den Sammeltassen stehen. Kaffee mahlen – das war die Tätigkeit der Hausfrau. Und weil der Bohnenkaffee etwas Besonderes war, wurde der Kaffee frisch gemahlen. Schon beim Mahlen der Kaffeebohnen verbreitete sich der köstliche Duft im Raum. Und so war das Mahlen mit dem Duft ein Vorzeichen auf die kommende Kaffeetafel. Heute erledigt der Kaffeevollautomat das Mahlen und das Zubereiten des Kaffees. So ändern sich die Zeiten. Was früher einem Ritual glich, wird heute vollelektronisch auf Knopfdruck erledigt. Aber das Beispiel des Kaffeemahlens zeigt noch etwas anderes. Viele Jahre lang war das Mahlen des Kaffees aus der Mode gekommen. Das fertig gemahlene Kaffeepulver verdrängte die Kaffeebohne aus den Geschäften. Doch heute erlebt die Kaffeebohne einen neuen Frühling, der darin besteht, dass das Mahlen der Kaffeebohne zur Zubereitung des genussvollen Kaffees dazugehört.

Und so erfahren Religion und Spiritualität gegenwärtig ein Wiederaufleben. Dachten viele, Religion und Spiritualität wären ausgestorben, so finden diese ihren neuen Frühling in Meditation und Kontemplation. Sie kommen nicht mehr daher im Mahlen und betörendem Duft, nicht mehr in Prozessionen und Weihrauch, nicht mehr in vollen Kirchen und festlichen Gewändern; sie kommen daher in Ruhe und Stille, in Sehnsucht und Hoffen, in Fragen und Klagen. Religion ist nicht verschwunden, nur ihre Form, in der sie uns erscheint, ist anders geworden. Religion ist wie die Kaffeebohne, die jetzt nicht mehr von Hand gemahlen ihren Duft verströmt, sondern im Stillen und Unscheinbaren ihre ganze Kraft entfalten kann.

Ihnen allen wünsche ich eine gute Zeit.

Andreas Matzke, kath. Seniorenseelsorge