Titel Logo
Bad Königer Stadtnachrichten und Badeblatt
Ausgabe 21/2025
Kirchliche Nachrichten
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Kurseelsorge

Wie wichtig eine Brücke sein kann, wird oft erst dann deutlich, wenn sie nicht mehr da ist. Oder wenn sie nicht mehr überquert werden kann, aus welchem Grund auch immer.

Was irgendwie immer zusammengehörte, wird getrennt. Weite Umwege werden nötig. Im Extremfall gibt es gar keinen Weg mehr, der zusammenführt. Und die Trennung wird endgültig. Gemeinschaft wird erst gestört, dann sogar zerstört.

Wie gut, dass das im Odenwald nicht so ist. Geographisch betrachtet. Dass es Umwege gibt. Aber in unseren Menschenleben kommt’s doch immer wieder vor. Auch da sind Brücken manchmal nicht mehr tragfähig. Werden abgerissen. Schon so mancher hat alle Brücken hinter sich abgebrochen und dann erst gemerkt, wie sehr ihn das in die Isolation geführt hat.

Auch die Bibel ist voll von solchen Geschichten. Angefangen bei Adam und Eva und ihrer Vertreibung aus dem Paradies. Oder – eine Generation weiter: Der Mord Kains an seinem Bruder Abel. Auch da werden gleich mehrere Beziehungen zerstört. Die zwischen Kain und Abel. Vermutlich auch die zwischen Kain und seinen Eltern. Und die zwischen Kain und Gott – dem weicht er kräftig aus, als der ihn anspricht. Keine gangbare Brücke mehr. Eine Geschichte ist zu Ende.

Oft schon habe ich gestaunt, dass ein Ende für den lebendigen Gott ein neuer Anfang ist. Dass er einfach neue Brücken baut. Brücken, die belastbar sind. Gangbar. Die neue Gemeinschaft ermöglichen, ein neues Miteinander. So auch hier: Gott spricht Kain an. Er nimmt den Gesprächsfaden wieder auf. Kain braucht eine Weile, bis er sich drauf einlässt. Bis Vertrauen wachsen kann. Aber Gott bleibt dran.

Oder auch viel später. Als er in Jesus eine Brücke baut zwischen einer Menschheit, die sich weit von Gott entfernt hat, und ihm selbst. Damit wieder zusammenkommen kann, was zusammen gehört. Da ist dieser garstige breite Graben zwischen uns Menschen und Gott. Aber Jesus findet sich damit nicht ab. Er legt sich sozusagen quer. Sein Kreuz ist die Brücke, die uns wieder in die Gemeinschaft mit Gott führt. Ohne Einsturzgefahr. Belastbar. Probieren Sie’s aus.

Martin Hecker, Pfr.