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Bad Königer Stadtnachrichten und Badeblatt
Ausgabe 26/2024
Kirchliche Nachrichten
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Kurseelsorge

Heulen und Zähneknirschen …

… was lösen diese Worte bei Ihnen aus, liebe Leserinnen und Leser?

Natürlich, in der Bibel kommt diese Redewendung immer wieder mal vor. Heulen und Zähneknirschen herrscht dort, wo keiner hinkommen möchte: in der Hölle. Welche Vorstellungen haben Sie von der Hölle? Bestimmt fallen Ihnen die Gemälde von Hieronymus Bosch ein. Er hat diesen Ort des Grauens in erschreckenden Szenen gemalt. Man kann wohl zu Recht sagen, dass er mit seinen Höllenbildern vielen Menschen über Jahrhunderte eine Höllenangst bereitet hat. Wenn wir die Fernsehbilder aus der Ukraine oder aus dem Gazastreifen sehen erkennen wir, dass auch heute die Lebensumstände vieler Menschen höllisch sind.

Auch in den Reden Jesu wird vor der Hölle gewarnt. Die Botschaft lautet, man soll sich im Leben stets dafür einsetzen nicht an diesen Ort der Verzweiflung zu kommen. Diese Botschaft hatte über viele Jahrhunderte auch für den Alltag bei uns große Bedeutung. So wurden Säuglinge möglichst früh nach der Geburt getauft, weil man angesichts der hohen Kindersterblichkeit Angst hatte, dass der Säugling sonst nicht in den Himmel kommt. Allerdings scheint mir das eher ein Beleg dafür, dass das Vertrauen in Gottes Barmherzigkeit nicht besonders ausgeprägt war. Jedenfalls war wohl die Vorstellung darüber, wem welches Schicksal zuteil wird, eher vom gesellschaftlichen Umfeld geprägt und insofern menschengemacht. So schlimm die Erfahrungen, die Menschen und Gesellschaften machen, sein mögen, die Begriffe „Hölle“ und „Verdammnis“ sollten wir doch mit großer Vorsicht verwenden. Wir sollten vermeiden, dass unsere eigenen Vorstellungen von Gut und Böse mit denen von Gott gleichgesetzt werden. Hinter unserem Verständnis von richtig und falsch, gut und böse, Strafe und Belohnung, steckt ja oft unsere eigene Nutzenerwartung. Aber vielleicht hat Gott ganz andere Erwartungen an uns und unsere Mitmenschen?

In der Botschaft Jesu‘ wird das Reich Gottes als eine den ganzen Menschen umfassende Wirklichkeit beschrieben; eine Wirklichkeit, die allen Menschen gleichermaßen zuteil wird. Das Reich Gottes ist in den Reden Jesu keine Belohnung, die man sich zu Lebzeiten verdienen muss. Das schließt nicht aus, dass man die Suche nach dem richtigen Weg im Sinne Gottes nicht als eine lebenslange Aufgabe verstehen soll. Aber wenig hilfreich ist es, diesen Lebensweg nur aus Angst, vielleicht aus Höllenangst zu gehen. Angst war nie und ist heute noch kein guter Ratgeber, das wissen wir doch auch.

Weil Gott nicht nach unseren menschlichen Maßstäben erkannt werden kann gibt es so große Unsicherheiten, die für viele Menschen kaum auszuhalten sind. Ist es da nicht sehr tröstlich, dass die Erfahrung eines lebendigen Glaubens die Sicherheit gibt, die ohne angstmachende Vorstellungen auskommt?

Jan. Mäurer, kath. Kirche, Bad König