Ihre Verbundenheit mit den deutschen Freunden aus Bad König stellten die Gäste aus Argentat-sur-Dordogne noch vor ihrer Ankunft am 25. Juni 2025 unter Beweis. Leiden doch die Odenwälder seit einigen Wochen unter der Sperrung einer Brücke und anderen inzwischen alltäglich gewordenen Verkehrshindernissen. Und das scheint den Franzosen nicht verborgen geblieben zu sein. Jedenfalls setzten sie sich schnell mal ihrerseits ähnlichen Beschwernissen aus, nahmen den Weg von der Autobahn im Rheintal über Bad Wimpfen und Neckarsulm nach Bad König und demonstrierten mittels der auf diesem Weg erzeugten Verspätung ihre Solidarität mit den von zusätzlichen Ampeln, Durchfahrtsverboten und erzwungenen Umwegen geplagten Südhessen. Der für unsere Freunde vorbereitete Empfang auf der Freilichtbühne hinter der Rentmeisterei verzögerte sich durch diese Sympathiedemonstration zwar ein wenig, ließ aber Bürgermeister Frank Hofferbert und Komiteevorsitzende Ellen Nisch umso herzlichere Worte der Begrüßung finden, als die in diesem Jahr besonders zahlreich in den Odenwald gereisten Freunde der Partnerschaft zwischen Bad König und Argentat endlich eintrafen. Angesichts der langen Fahrt bei schweißtreibenden Temperaturen fanden die unter Federführung der Komiteemitglieder Gerrit Göckel und Bernd Gottschalk vorbereiteten Speisen und Getränke dankbare Abnehmer.
Die Bereitschaft, die Lasten des Alltags gemeinsam zu schultern, bestimmte auch den auf die Ankunft der Franzosen folgenden Tag. Die Mannschaften beiderlei Geschlechts, die auf dem Sportgelände in Nieder-Kinzig zu einem Pétanque-Turnier antraten, waren deutsch- französisch gemischt und warfen gemeinsam die Kugeln nach der „Schweinchen“ genannten Zielkugel, eine beachtliche Leistung angesichts der vom Firmament strahlenden und Hitze verbreitenden Sonne, wie Mathias Etrich am Ende hervorhob, als er die beiden Sieger des Turniers, Claude Monedière und Herbert Beck, mit je einer Flasche Wein und einer Urkunde ehrte. Was nicht unerwähnt bleiben darf: für das leibliche Wohl der Spieler und Zuschauer hatte Volker Schwarz mit einer schmackhaften Gemüsesuppe gesorgt.
Damit war der Tag freilich noch nicht an sein Ende gekommen. Viel Zeit blieb nach der Siegerehrung nicht mehr, den Weg in den Kurgarten in Bad König zu finden, wo in diesem Jahr das Bürgerfest stattfinden sollte. Hier, zwischen der Wandelhalle und dem Kimbach und im Schatten alter und hoher Bäume, fühlten sich Deutsche und Franzosen so wohl, dass einige Gäste aus Argentat sogar die Frage aufwarfen, weshalb man nicht schon in früheren Jahren vom Schlossplatz hinter die Wandelhalle gezogen war. Nun mögen die Gründe für die aufgekommene Begeisterung vielfältig gewesen sein. Waren es die launigen Ansagen des sich als Conférencier versuchenden Bernd Gottschalk oder die Vorträge der Nieder-Kinziger „Muntermacher“, die, was wir hier mit Bedauern doch anmerken wollen, nach fünfundzwanzig Jahren des gemeinsamen Musizierens ausgerechnet am Bürgerfest ihren letzten Auftritt hingelegt haben? Oder rissen die eher rockigen Einlagen der B 45 - Resttruppe, bestehend aus Tschogge, Robert und Kühli, die Zuhörer besonders mit? Aber vielleicht war es auch Roland Sommer, der aus seiner elektronischen Orgel so manche Melodie hervorlockte. Sie alle leisteten jedenfalls einen Beitrag zum Gelingen des Festes, ganz zu schweigen von den frenetisch beklatschten Auftritten der beiden aus Argentatangereisten Tanzgruppen, deren eine, Les Ami de la Bourré, sich in heimischer Tracht dem Volkstanz verpflichtet hat, während die zweite als Vereinigung von Country-Tänzern antrat, mit Cowboyhut, wie sich versteht. Dass bei Gelegenheit eines von der Trachtengruppe veranstalteten „Holzschuhtanzes“ – der einzige dabei zum Einsatz kommende Holzschuh wurde allerdings nicht an einem Fuß eines der Tänzer(innen) getragen, sondern mittels eines Seils rasch um die Füße der Aktiven bewegt -, auch Bad Königs Bürgermeister Frank Hofferbert und der stellvertretende Komiteevorsitzende Gerrit Göckel ihre Beweglichkeit und ihr Talent, dem kreisenden Holzschuh auszuweichen, unter Beweis stellten, sei am Rande vermerkt. Aber irgendwann kommt natürlich jeder einmal ins Stolpern.
Das Bürgerfest, bei dem sich auch die Bad Königer Kurkönigin Emily Weipert vorstellte, bot also viel musikalische und tänzerische Abwechslung, allerdings auch andere Genüsse. Steffen Urich servierte Deftiges vom Grill, die Damen vom Café Endlich kredenzten Tapas und Sekt, die Ehepaare Fäth und Sigrid Schad betreuten wie schon in zurückliegenden Jahren den Weinstand des Partnerschaftskomitees, und wer Bier oder Softdrinks bevorzugte, fand das Gesuchte am Stand der Freiwilligen Feuerwehr Bad König, die für Fans auch Gezapftes von „Bannenberger“ in der Kimbacher Straße anbot.
Der zu Beginn des Bürgerfestes von der Komiteevorsitzenden aus Argentat, Nicole Farges, geäußerte Wunsch, dies möge „ein wundervoller Abend“ werden, dürfte also in Erfüllung gegangen sein, zumal das Wetter den Veranstaltern nicht in die Quere kam.
Dieses, das Wetter also, spielte dafür am folgenden Tag eine weniger erfreuliche Rolle. Angesagt war der als touristischer Höhepunkt des Partnerschaftstreffens geplante Besuch des unterfränkischen Städtchens Miltenberg, das bei einem geführten Stadtrundgang erkundet werden sollte. Dass ausgerechnet jetzt dichter Regen fiel und die eilends aufgespannten Regenschirme die Sicht auf Schnatterloch, Fachwerkhäuser, das Gasthaus „Zum Riesen“ und auf manch anderes Postkartenbild beeinträchtigten, konnten die Teilnehmer der Stadtführung aber dann doch verkraften, da die der deutschen Gruppe zugeteilte Stadtführerin Antje Vollmer die ihr Folgenden durch einen so lebhaften wie sachkundigen Vortrag in ihren Bann zu ziehen verstand. Da der Berichterstatter sich dieser Gruppe angeschlossen hat, vermag er über die Erlebnisse der französischen Rundgänger aus eigener Anschauung nichts zu vermelden, kann aber nach ihm zugegangenen Auskünften auch die Zufriedenheit der französischen Gäste für die Leser festhalten. Das gilt übrigens auch für die Besucher Miltenbergs, die dem Stadtrundgang entsagten und stattdessen der Miltenberger Brauerei „Faust“ einen Besuch abstatteten, wo ebenfalls eine Führung einschließlich Verkostung vorbereitet war.
Das beim gemeinsamen Ausflug obligatorische Foto wurde in diesem Jahr am so genannten Staffelbrunserbrunnen geschossen, wobei der Name den Franzosen erst einmal erläutert werden musste. Wir verzichten hier darauf und verweisen auf das dem Artikel beigefügte Gruppenfoto. Von Miltenberg ging es bei inzwischen aufgeklartem Himmel nach Amorbach, wo im „Marstall“ das gemeinsame Mittagessen wartete. Da schon vor zwei Jahren, als die Franzosen aus Argentat uns die Ehre gaben, der Besuch von Heidelberg ebenfalls bei einem Mittagessen in einem „Marstall“ genannten Gebäude beschlossen wurde, wollen wir hoffen, dass unsere Freunde aus Argentat nicht auf den Gedanken kommen, in Deutschland pflege man Mahlzeiten im Pferdestall einzunehmen.
Einem solchen Irrtum dürfte aber sowieso vorgebaut worden sein, da am nächsten Tag das den früheren „Offiziellen Abend“ ersetzende gemeinsame Mittagessen anstand, für das in diesem Jahr Wirt und Mannschaft des „Grünen Baums“ in Kimbach ein allseits gelobtes Büffet vorbereitet hatten. Zu loben sind auch die von den französischen Gästen nach Bad König mitgebrachten Weine, die zum Freundschaftsmahle genossen werden konnten. Es handelte sich um solche aus dem kleinen Ort Glanes, in dem die Mönche von Beaulieu schon im 9. Jahrhundert Wingerte besaßen. Die in Kimbach präsentierten - und probierten - waren allerdings von jüngerem Jahrgang: der Merlot „Coteaux de Glanes“ von 2023, desgleichen der Rosé, während der Chenin Chardonnay, ein kräftiger Weißer, im Jahr 2024 geerntet worden war. Aber allzu sehr wollen wir nun doch nicht ins Detail gehen, auch wenn sich noch manches Lob über den Wein sagen ließe.
Wenn der eine oder andere Leser bisher eine Erwähnung der aus Anlass des Treffen gehaltenen Ansprachen vermisst hat, so darf derselbe sich nun beruhigt zurücklehnen: Natürlich waren auch 2025 wieder allerlei Ansprachen zu hören, gehalten von den beiden Vorsitzenden der Partnerschaftskomitees, Ellen Nisch und Nicole Farges, den Bürgermeistern von Bad König und Argentat, Frank Hofferbert und Sébastien Duchamp, die in aller Regel durch erfreuliche Kürze bestachen und Sinn und Zweck unserer Partnerschaft trotzdem jedes Mal auf den Punkt zu bringen verstanden. Natürlich sind die Verbindungen zwischen den Menschen in Bad König und denen in Argentat nach mehr als 40 Jahren Partnerschaft eng und fest gefügt, fast familiär, es gibt eine tiefgegründete menschliche Verbundenheit, die in allen Ansprachen Erwähnung fand und deren weiteren Bestand die Redner erhofften. In den Mittelpunkt ihrer Ausführungen stellten aber alle Sprecher die in Europa durch Putins Angriff auf die Ukraine entstandene Situation. „Gerade in dieser Zeit“, so Bürgermeister Hofferbert, wolle er auf die „unschätzbare Bedeutung von Freundschaft und Frieden“ hinweisen, und auch Sébastien Duchamp sieht in der Partnerschaft ein Fundament, auf dem dauerhafter Frieden aufgebaut werden kann.
Ellen Nisch nutzte ihre Ansprache dazu, allen Freunden der Partnerschaft und den Helfern zu danken, ohne die das Treffen nicht zu stemmen gewesen wäre. Sie erwähnte in diesem Zusammenhang die städtischen Gremien, die Mitarbeiter des Bauhofs, die Mitglieder des Partnerschaftskomitees, nicht zuletzt auch die Bad Königer Feuerwehr und das Rote Kreuz und die in diesem Artikel bereits angesprochenen Aktiven des Bürgerfests, in deren Bereitschaft zur aktiven Teilnahme wohl auch ein weiteres Anzeichen für die Verankerung der Partnerschaft auch in der Bevölkerung zu sehen ist. Ein solches Anzeichen darf man wohl auch in der Anwesenheit von zwei nicht mehr amtierenden, aber gleichwohl sich für die Partnerschaft zwischen Argentat und Bad König einsetzenden ehemaligen Bürgermeistern sehen: Jean-Ckaude Leygnac nebst seiner Frau aus Argentat und Axel Muhn nebst Gemahlin aus Bad König-Fürstengrund.
Wer wollte, konnte den Abend vor der Abfahrt des französischen Busses im privaten Kreis oder auf der Freilichtbühne von Bad König verbringen, wo an diesem Samstag eine Veranstaltung stattfand, für die der Freilichtbühnenverein den französischen Gästen freien Eintritt gewährte. Auch ein Besuch der Musiknacht in Michelstadt war möglich, Hauptsache, der am nächsten Morgen um 7 Uhr zur Abfahrt nach Argentat bereite Bus musste nicht allzulange auf Nachzügler warten; schließlich wollte man pünktlich wieder an der Dordogne ankommen.