Wieder ist Aufbruch angesagt: Mehr als 100.000 Menschen starten Tag für Tag von Flughäfen in den Urlaub. Aber was macht denn den Urlaub zum Urlaub?
Was für eine Frage! Es geht um Auszeit, das Andere erleben, einfach-mal-raus-aus-dem-Alltag; Freiheit, Ausruhen. Eine ganz andere Umgebung: an’s Meer, in die Berge oder einfach nur auf’s Land. Ein anderer Grund könnte sein, dass man mal wieder weitgehend alleine sein möchte, um zu sich zu kommen, um sich wieder zu finden. Ich erinnere mich an Gespräche mit alten Menschen, die mir sagen, dass sie noch nie im Leben im Urlaub waren. Haben sie etwas versäumt?
Eine besondere Phase sind ja die Vorbereitungen: Gebucht haben die meisten ja schon lange vorher, nur wenige können spontan einfach losfahren. Wer im Arbeitsleben steht muss vor Reiseantritt den Schreibtisch leeren, Aufträge abarbeiten, die Bewässerung für die Blumen und die Versorgung von Haustieren regeln. Bis zum Urlaubsgefühl ist also oft erst noch Stress und Kraftanstrengung angesagt. Gehen wir mal vom Ideal aus und auf der Reise und am Urlaubsort ist alles gut, dann können wir bei gutem Wetter endlich Erholung finden, die Sonne genießen und das Andere erfahren. Wir tragen leichte, bunte Kleidung, wir essen andere Speisen als zu Hause und haben einen anderen Tagesrhythmus. Manche Urlauber wollen sich aber gerade im Urlaub auch ganz besonderen Anstrengungen aussetzen, sie erklimmen Berggipfel oder erlernen eine neue Sportart wie Tauchen oder Fallschirmspringen – kurzum: sie gehen über ihre sonstigen Grenzen. Meine persönliche Grenze ist erreicht, wenn ich mich in Menschenmassen aufhalten muss, egal ob am Strand, auf vielbegangenen Wanderwegen, im Hotel oder auf dem Schiff. So viele Facetten hat das Leben.
Aber was ist das ursprüngliche, das eigentliche Leben? Vielleicht ist dies das Geheimnis unserer Zeit. In der Bergpredigt, wie wir sie im Matthäus-Evangelium (Kapitel 6, Vers 25) lesen, gibt es eine schöne Frage dazu: „Sorgt euch nicht um das Leben, was ihr essen oder trinken werdet, auch nicht um den Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als Nahrung und der Leib mehr als Kleidung?“ – Die Suche nach dem sorglosen einfachen Leben ist die geheime Dynamik des Urlaubs. Ich wünsche es allen, die danach suchen.
Jan. Mäurer, kath. Kirche, Bad König