Steine können so unterschiedlich sein. In der einen Hand fühlt man den runden, glatten Kieselstein, in der anderen den kantigen, rauen Bruchstein. So unterschiedlich kommen einem ja auch Menschen manchmal vor. In der religiösen Bildung wird der Stein gerne in seiner Zeichenhaftigkeit verwendet. Steine braucht man zum Bauen von Häusern, da gibt es Grundsteine und Ecksteine. Steine werden für Straßen verbaut, um Orte zu verbinden. Sie dienen aber auch zum Errichten von Mauern. Menschen glauben an Heilsteine, so manch ein Stein wird aber auch in feindlicher Absicht geworfen. Im übertragenen Sinn sprechen wir auch vom „Stein des Anstoßes“. „Stein“ finden wir im gigantischen Felsen, aber auch im winzigen Sandkorn. Aus dem Gestein können wir das Erdzeitalter ablesen und bestimmte Gesteinsformen und -zusammensetzungen sagen uns, dass dort, wo wir heute leben, früher Meer war. Gestein sagt uns etwas über die Veränderungen ganzer Kontinente.
Wir kennen Grenz- und Grabsteine, oft mit deutenden Inschriften. Manch ein Künstler oder eine Künstlerin kann aus hartem Gestein weiche, lebendig wirkende Formen gestalten, Idealbilder von Menschen. Aus Marmor werden durch die Hand von Künstlerinnen und Künstlern Figuren und Szenen, die existentielle menschliche Gefühle ausdrücken. Was Barmherzigkeit ist lässt sich wahrscheinlich beim Anblick der Pietá von Michelangelo besser verstehen als durch jahrelanges Hören von Predigten.
Steine mit ihren nahezu unendlichen Formen und Möglichkeiten der Nutzung haben für viele Menschen etwas Heilendes und Heiliges, das über die konkrete Anschauung oder praktische Verwendung hinausgeht. Im 1. Petrusbrief (Kapitel 2, Vers 3) lesen wir die Einladung zu ihm, Christus, als dem „lebendigen Stein“. Vielleicht kann dieser Gedanke eine Ahnung vermitteln vom Lebendigen, das in der gesamten Schöpfung liegt, oft verborgen und wie versteinert.
Jan. Mäurer, kath. Kirche, Bad König