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Bad Königer Stadtnachrichten und Badeblatt
Ausgabe 36/2025
Kirchliche Nachrichten
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Kurseelsorge

2025 ist schon zur Hälfte vorbei, da lade ich Sie zu Gedanken zum Heiligen Jahr ein, dass die Katholische Kirche in diesem Jahr begeht. Begonnen hatte es schon im Advent 2024, als der vorherige Papst Franziskus die Heilige Pforte zeremoniell geöffnet hat. Er gab dem Heiligen Jahr auch das Thema „Pilger der Hoffnung“. So hat auch sein Tod an Ostern eine besondere Aussagekraft bekommen, ist doch Ostern der Inbegriff aller christlichen Hoffnungen. Sein Nachfolger Papst Leo XIV. führt das Jahr inhaltlich weiter. Viele tausend Menschen waren dieses Jahr schon in Rom oder werden noch hinfahren. Dort werden die sieben Hauptkirchen besucht, wo Gelegenheit für Gebet und Gedenken ist und es Angebote der geistlichen Begleitung gibt. Beeindruckend ist die Erfahrung, zu einer unüberschaubar großen Gruppe von Menschen zu gehören, die viele Gemeinsamkeiten im Glauben teilen, bei allen ebenfalls feststellbaren Unterschieden. Dieses Erleben von weltumspannender Gemeinschaft gibt Kraft und lässt hoffen, auch zu einem „Ruck im Leben“.

Die Ausrufung eines solchen besonderen Jahres ist keine Erfindung der römisch-katholischen Kirche. Der Gedanke ist aus dem Judentum übernommen, wo es das „Sabbatjahr“ gibt. Im biblischen Buch Exodus (2. Buch Mose), Kapitel 23, Vers 12, finden wir die Grundlage dafür. So, wie der siebte Tag der Schöpfung als heiliger Ruhetag für Menschen und die ganze Schöpfung gilt, so sollte nach sieben mal sieben Jahren (also nach 49 Jahren) das 50. Jahr ein Jahr der heiligen Ruhe sein. Man sollte seine Familie besuchen, alle Schulden (materielle und immaterielle) wurden erlassen, unrechtmäßig verkauftes Land sollte zurückgekauft werden. Dieses heilige 50.Jahr hatte also eine große soziale Bedeutung: Über die Jahre gewachsene Strukturen oder „Ordnungen“ wurden umgestoßen, um für mehr Gerechtigkeit im Sinne Gottes zu sorgen; ein „Reset“ für das Volk. Würde uns heute ein solcher „von oben“ verordneter Neustart zu mehr Gerechtigkeit verhelfen? Es wäre jedenfalls Anlass für einen mutigen Erneuerungsprozess.

Im heiligen Jahr der Bibel geht es weniger um die persönliche Umkehr als um die Erneuerung der sozialen Ordnung für alle. Auch für uns heute und überall gilt, dass sich gesellschaftliche Institutionen immer wieder neu legitimieren müssen, sie müssen ihre Bedeutungen und damit ihre Berechtigung immer wieder erkämpfen. Wenn die Katholische Kirche ein Heiliges Jahr ausruft, dann auch um ihre eigene Rolle neu zu bestimmen – und dies unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“. Als Pilger sind wir unterwegs, suchen das Ziel und erleben Gemeinschaft. Bei allen Schwierigkeiten sind wir nicht ratlos. Wir tragen die Hoffnung in uns, dass sich der Einsatz für Gerechtigkeit lohnt.

Jan. Mäurer, kath. Kirche, Bad König