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Bad Königer Stadtnachrichten und Badeblatt
Ausgabe 38/2023
Kirchliche Nachrichten
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Kurseelsorge

Wenn Unsichtbares spürbar wird.

Kapitän Hansen aus Norwegen hat mit seiner Mutter ein besonderes Zeichen ausgemacht Immer wenn er mit seinem Kreuzfahrtschiff an seiner Heimatstadt Tromsø vorbeifährt, lässt er dreimal das Schiffssignal ertönen. Vor Freude huscht dann ein Lächeln über ihr Gesicht, fühlt sie sich doch dann mit ihrem Sohn besonders verbunden. Unsichtbares wird spürbar. Wirklichkeit ist, was unsere Sinne unserem Geist anbieten. Auch die kleinste Andeutung kann eine viel größere Wirklichkeit für mich eröffnen.

Jesus hat seinen Mitmenschen oft mit einfachen Alltagserfahrungen die dahinter liegende Wirklichkeit des Lebens nahegebracht. Er erzählte von den Wolken, die im Westen aufsteigen und Regen bringen, oder von den Südwinden, die die Hitze aus der Wüste bringen. Dabei ging es ihm nicht um einfache Bauernregeln, sondern darum, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Der Sämann und die Saat waren für ihn Symbole, um die Geheimnisse des Lebens und des Werdens zu verdeutlichen. „Geheimnis des Lebens“, eine oft gebrauchte Formulierung. Heute reden wir ja nicht mehr so gerne von „Wundern“, weil uns die Naturwissenschaften, Biologie, Chemie und Physik, für komplexe Zusammenhänge die „Augen geöffnet“ haben. Aber dennoch kommen wir noch oft genug an einen Punkt, an dem wir spüren, dass da noch etwas ganz anderes im Spiel ist.

Ich erlebe das, wenn ich mit jungen Eltern darüber spreche warum sie ihr Neugeborenes taufen lassen wollen. Wasser ist ein für Menschen aller Religionen bekanntes Zeichen für Erfrischung, Reinigung und Lebenskraft, ein Symbol für alle Sinne. In der Taufe kommt etwas noch Bedeutungsvolleres hinzu. Das Wasser als Zeichen wird bei der christlichen Taufe noch mit besonderen Worten erklärt, gedeutet, vertieft. Es entsteht das Gefühl, dass die Jahrhunderte der Kirche in diesem Akt der Taufe präsent sind. Gerade im Umgang mit einem Neugeborenen sind wir sensibel für Gefährdungen und so ist der Wunsch nach einem besonderen Schutz entsprechend ausgeprägt.

Zeichen sind auf der einen Seite handfest und mit den sieben Sinnen erfassbar, auf der anderen Seite lassen sie das erspüren, was nicht greifbar tief in ihnen verborgen liegt. An besonderen Punkten unseres Lebens sind wir für die Tiefgründigkeit von Zeichen besonders empfänglich, daher ist es gut, dass wir in den Kirchen noch Glaubenszeichen finden können. Wir spüren, wie uns da etwas vom Geist Gottes nahekommt und dass uns das guttut, auch wenn wir es oft gar nicht so richtig ausdrücken können. Als Menschen sind wir eben nicht nur Verstandeswesen, sondern mit Leib und Seele offen für das Wirken von Gottes Geist.

Andreas Matzke, kath. Kirche