Es ist ein großes Glück für jedes Kind, in Liebe und Geborgenheit der Eltern und anderer Menschen in seiner Umgebung aufzuwachsen. Diese frühen, noch unbewussten Erfahrungen übertragen Kinder auch auf ihre Beziehung zu Gott. Wenn Kinder im Laufe ihres Aufwachsens, in ihrer Sozialisation und Erziehung, spüren wie gut dieses Gefühl geliebt zu werden tut, dann prägt das deren Haltung gegenüber jeglichen Erfahrungen. Es wächst das Vertrauen zum Leben. Misserfolge und Enttäuschungen, Trauer und Einsamkeit lassen diese Menschen nicht gleich am Sinn des Lebens zweifeln. Im Gegenteil: Lebenskrisen verstärken das Gespür für neue Räume des Lebens, wenn der Mensch eine belastbare Basis des Vertrauens hat. Selbst bei schmerzlichen Abschieden sieht man dann Licht am Ende des Tunnels.
Die Erfahrung geliebt zu sein ist für alle Religionen der wesentliche Grundimpuls. Daraus entwickeln sie ihre Traditionen, Feste, Riten, Formen, in denen zum Ausdruck kommt, dass man zu neuen Kräften gefunden hat und dass aus dem Fragen, Suchen und Beten neue Lebensperspektiven entstehen.
In der christlichen Ostererfahrung erleben dies auch die Jünger. Sie begegnen auf dem Weg nach Emmaus dem geliebten Meister, aber erst in der Symbolhandlung des Brot-Teilens und im Gespräch darüber erkennen sie ihn wieder. Diese Erfahrung der Wiederentdeckung des Lebenssinns drückt der Evangelist Lukas so aus: „… brannte uns nicht das Herz, als er mit uns redete…?“. Die verändernde Kraft der Erinnerung an miteinander geteilte Lebenserfahrung und Glücksmomente schafft eine neue tragfähige Grundlage. Das sind keine rational messbaren Erfahrungen, sondern emotionale Empfindungen. Die 1937 an der Mosel geborene Dichterin Cilli Kehsler drückt das in einem Gedicht so aus: „Wenn die Liebe uns begegnet / auf dem Weg durch unsere Zeit / spüren wir in ihrer Nähe / einen Hauch Unsterblichkeit“.