Anfangen
Dieser Text von Hermann Hesse ist bekannt: „denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und hilft zu leben“.
Die ersten Tage und Wochen des neuen Jahres sind ein solcher Anfang. Dieses „Anfangen“ ist uns nicht neu, genau genommen tun wir das ja an jedem Morgen. Auf Grund unserer Erfahrungen wissen wir wie wichtig die Rituale zum Start in den Tag sind. Eine große Rolle spielt der Kalender, der alte wurde abgelegt und der neue wird aufgeblättert. Der Blick zurück in’s vergangene Jahr zeigt was da im Laufe des Jahres zusammengekommen ist: Feste, Geburtstage, Besuche bei Gesunden und Kranken und bei dem einen oder andern von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser; Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen und mancher Gedanke, den man gehört und aufgeschrieben hat.
Solch einen alten Kalender ablegen hat seine eigene Spiritualität, seine geistliche Bedeutung, denn vergangen ist zwar was da aufgeschrieben ist, aber vergessen noch lange nicht. Das alte Jahr hat uns geprägt, seine Spuren hinterlassen, es lebt in uns und der alte Kalender erinnert an Freud und Leid. Schriftlich festgehaltene Daten von Urlaubstagen, Konferenzen, Kursen und Arztbesuchen bergen auch eine Menge Gedanken, Erfahrungen, vielleicht auch Wünsche nach Veränderung. Es ist ein Speicher für Gelungenes und Misslungenes.
Der alte, abgelegte Kalender wird durch einen neuen ersetzt, aber viele Daten werden doch übertragen und damit auch die Erfahrung weitergetragen. Mir kommt ein Gedanke aus Psalm 127 in den Sinn“ wenn der Herr das Haus nicht baut, bauen die Bauleute vergebens“. Mein Kalender, meine Zeit ist in Gottes Hand. Ich finde das sehr entlastend. Wir haben den neuen Anfang gesetzt und merken wieviel von „Alten“ noch da ist. Vieles vom Alten bleibt, aber nicht um mich zu belasten, sondern um mir die Vielfalt des Lebens zu zeigen. Vielleicht liegt darin das besondere des Segens, der in jeden Anfang liegt? Ich kann die vergangene Zeit mit ihren Erfahrungen in Gottes Hände abgeben und bin freier für das Neue in diesem Jahr.