Geschichten
Geschichten sind ein Teil unseres Lebens. Sie öffnen uns für die Welt und sind hilfreiche Begleiter zu neuen Horizonten. Sei weisen weit über das Leben des einzelnen Menschen hinaus und sind am schönsten, wenn sie erzählt werden.
Meine Kindheit war geprägt vom Geschichtenerzählen. In Geschichten werden Wahrheiten und Weisheiten vermittelt, die Fragen des Alltags beantworten helfen. Es geht beim Erzählen und Zuhören um Glück und Unglück, Liebe und Hass, Zärtlichkeit und Brutalität. Mir war dabei nie wichtig, ob alles echt ist, alles Erleben ist ja immer unmittelbar.
Wer Erzählungen und Erzählen nicht genießen kann, dem wird es schwer fallen am Puls des Geschehens zu bleiben. Die Geschichten berichten uns vom Miteinander der Menschen und ihre Botschaften überdauern Moden und Trends, sie ermöglichen den Zugang zu ewig Gültigem. Alle Geschichten haben einen tiefen religiösen Hintergrund, denn sie erzählen vom Leben, von der Schöpfung und ihrer Entstehung, vom Menschen und seiner unendlichen Freiheit zur Entscheidung über Gut und Böse. Geschichten eröffnen uns auch das Herz für Gott und seine Begegnung mit uns. Wir erzählen und teilen Geschichten nicht miteinander, um andere zu unterrichten oder gar zu indoktrinieren, sondern um in eine Welt der Hoffnung zu führen. Wenn unsere Geschichten nicht mehr die Macht haben zu bezaubern, dann geht ein Stück Hoffnung für die Welt verloren.
Geschichten sind generationenübergreifend. Man kann sie mit den alten Baumeistern der Kathedralen vergleichen, die wussten, dass sie schon lange tot sein werden bis der Bau vollendet ist. Sie gaben aber ihre Idee weiter. Heute sind wir gerade dabei neu zu lernen, was es bedeutet, für die uns nachfolgenden Generationen zu handeln. Die Kraft der Geschichten besteht darin, dass wie eine eigene Intelligenz entwickeln, die man nicht in einen Lehrplan bannen kann. Das Geschichtenerzählen der Generationen ist ein Überblick über alle Orte, an denen wir gewesen sind. Damit haben wir quasi ein „Buch“, das uns anvertraut wurde, um sicherzustellen, dass die wesentlichen Anliegen des Lebens nicht vergessen werden.