Was ist der Mensch wert?
Diese Frage wagt man derzeit wohl kaum zu beantworten. Wir erleben Krieg und bewaffnete Konflikte, politische Systeme demonstrieren ihre menschenverachtende Haltung und selbst in demokratischen Gesellschaften vermisst man im Umgang miteinander oft den angemessenen Respekt. In unserer bürgerlichen Welt gibt es eine besondere Phase im Leben eines Menschen: Nach langen Arbeitsjahren geht jemand in den Ruhestand. Viele Menschen sehnen sich diese Lebensphase innig herbei, um dann endlich jeden Tag ganz nach dem eigenen Willen gestalten zu können. Bei vielen gelingt das auch. Andere hingegen fallen in ein Loch und fragen sich, ob sie überhaupt noch gebraucht werden. Was ist mit jemandem, der schon lange krank oder pflegebedürftig ist? Ist nur ein leistungsfähiges Leben wertvoll? Verliert man an Wert, wenn man körperlich oder geistig beeinträchtigt ist, wenn man mehr „kostet“ oder mehr braucht als man „bringt“? Ethik, Verantwortung und Solidarität gelten bei uns als unveräußerliche, unverrückbare Werte. Wir hören von der unantastbaren Würde eines jeden Menschen, doch im Alltag trifft man auf unterschiedliche Meinungen. Am deutlichsten wird das am Anfang und am Ende des Lebens: Wann beginnt menschliches Leben, wann endet es? Wann und warum akzeptieren wir das Beenden eines Lebens? Jedes Leben ist gleich viel wert, aber die öffentliche Meinung und Einflüsse aus unserem Umfeld und über die Medien beeinflussen uns doch oft mehr als uns lieb sein sollte. Unsere Naturwissenschaften machen uns die Entscheidungen oft schwer, unsere Fragen zu Wert und Sinn beantworten sie jedoch nicht. In der Lebensspanne zwischen Geburt und Tod gibt es immer wieder Momente, in denen wir uns der Medizin anvertrauen und Eingriffe in unseren Körper erlauben. Wer hilft uns die richtigen Entscheidungen zu treffen und können wir überhaupt selbst entscheiden?
Hilfreich sind Vorbilder wie Mutter Theresa, die heiliggesprochene Ordensfrau. Trotz verletzender Widerstände hat sie sich nicht von ihrem Weg abbringen lassen und so hat sie einen Orden gegründet, der sich denen widmet, denen die Gesellschaft ihre unveräußerliche Würde und den Wert abspricht. Den Menschen in ihrer Armut, im Siechtum und im Sterben Zuwendung zu geben ist aber für alle ein Zeugnis der menschlichen Würde.