vergeben(s) ...
Manchen mag es seltsam vorkommen – aber ich schaue mir gerne Grabsteine an und denke darüber nach, was hier wohl für Menschen liegen mögen. Oft ist es ja nur ein Strich zwischen den Zahlen, der für ein ganzes Leben steht. Dabei ist das Leben doch mehr als ein Strich.
Manchmal stehen da Worte, die eine große Traurigkeit verraten. Oft aber auch Hoffnungsworte.
Ich habe von einem Friedhof gelesen (selbst besucht habe ich ihn nicht), da steht auf einem Grabstein neben Namen und Lebensdaten nur das Wort „vergebens“! Da steckt, so denke ich, schon gewaltig viel Frust dahinter. Wenn das die Bilanz eines Lebens ist – da hat jemand vielleicht sogar viel geleistet, konnte sich viel leisten, und trotzdem: vergebens … Da bleibt nichts, da kommt nichts mehr, da ist keine Hoffnung.
Auf dem Nachbargrabstein geht’s noch kürzer zu. Dort steht nach Namen und Datum: „vergeben“. Ein Buchstabe weniger. Ein Buchstabe allerdings, der den Unterschied macht. Ein Buchstabe, der den Himmel öffnet. Hier ist Hoffnung. Hier ist Zukunft.
Vergebens oder vergeben – das ist die Frage.
Wir können vor Gott nicht auf unsere Leistungen pochen. Auf das, was wir vielleicht zu bringen haben. Bei Licht betrachtet heißt es da einfach: „Vergebens“. „Es ist all unser Tun umsonst auch in dem besten Leben“, textet Martin Luther in einem Lied.
Aber wir können vor Gott erscheinen im Wissen darum, dass uns „vergeben“ wurde. Dass wir gar nichts leisten müssen, weil Jesus alles getan hat. Dass wir nichts bringen können außer dem Vertrauen zu ihm, dem Heiland und Erlöser.
Manchen mag es seltsam vorkommen – aber manchmal denke ich auch darüber nach, was denn einmal das Fazit meines Lebens sein könnte. Ich weiß genau, dass ich Vergebung brauche. Und ich weiß, wo ich sie finde. Gott sei Dank. Nichts muss vergebens sein. Weil mir vergeben wurde. Und das gilt nicht erst, wenn ich einmal im Grab liege. Sondern schon jetzt. Heute. Davon lebe ich.