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Bad Königer Stadtnachrichten und Badeblatt
Ausgabe 48/2024
Kirchliche Nachrichten
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Kurseelsorge

… ansehen gibt Ansehen.

Das ist schon so eine Sache mit den Augen. Obwohl sie so klein sind, können sie das ganze Panorama der Welt und sogar den Sternenhimmel erfassen. Schon kleine Babys reagieren auf Blicke, sie erwidern unser Lächeln, wenn wir sie ansehen. Später werden die Blicke intensiver. Wenn das Kind nicht seinen Willen bekommt, wickelt es uns mit treuem Bettelblick um den Finger und wir geben nach, damit es nicht zu Quengelei oder gar Wutausbrüchen kommt. So lernen schon Kinder, dass Ansehen etwas bewirkt. Im Laufe des Lebens lernen wir immer besser, wie man sich Ansehen verschafft. Ich bezweifle allerdings, ob der Gang über den roten Teppich bei öffentlichen Anlässen ein sicheres Anzeichen für Ansehen ist. Manchmal frage ich mich allerdings, warum man sich herausputzen muss. Haben diese Prominenten Angst ihr Gesicht zu verlieren? Ist es so, dass nur gut ankommt, wer gut aussieht? Der rücksichtslose Umgang von Pressevertretern mit dem Abbild von Personen hat schon oft zur Verzerrung von deren Ansehen geführt. Wer versucht sein Ansehen zu verteidigen weiß sich oft nicht anders zu helfen als sich ständig hinter einer Maske verstecken. Noch bitterer ist es allerdings, wenn sich jemand große Mühe gibt und sich wirklich anstrengt, aber trotzdem nicht gesehen wird.

Jemandem in die Augen zu schauen, bedeutet auch, sich mit der Person auseinander zu setzen. Den Blick in die Augen zu verweigern kann Angst vor Auseinandersetzung bedeuten, aber auch Missachtung und Geringschätzung oder aber es entspringt dem Wunsch nach Abgrenzung.

Im ersten Buch der Bibel (Genesis 1,27) lesen wir: „Gott erschuf den Menschen nach seinem Bild. Männlich und weiblich erschuf er sie.“ Und in Vers 31 heißt es weiter: „Gott sah alles, was er gemacht hatte. Und siehe es war sehr gut.“ Dieser biblische Gedanke will darauf aufmerksam machen, wie tief im menschlichen Wesen das Ansehen liegt. Es kann zu wunderbarer Begegnung mit anderen führen. Und es zeigt den wunderbaren Zusammenhang von menschlichem Angesicht und göttlicher Würde.

Jan. Mäurer, kath. Kirche, Bad König