Kurseelsorge
Der Unglückstag
Neulich war wieder so ein Tag, rein gar nichts wollte mir gelingen. Und dann der Blick auf den Kalender. Oh, nein. Freitag, der 13. Der Unglückstag!
Fragen wir doch einmal die Geschichtsschreibung, ob etwas dran ist, am „Unglückstag“. Eines der ersten bezeugten Ereignisse war die am Freitag, 13. Oktober 1307 vom französischen König Philipp IV. befohlene Verhaftung aller Mitglieder des Templerordens in ganz Frankreich (Tempelritter). Auch der Haftbefehl gegen den in Paris lebenden Großmeister Jacques de Molay wurde am 13. Oktober 1307 vollzogen. Diese Aktion führte letztlich zur Aufhebung des Templerordens durch den Papst am 22. März 1312. Trotz der Tragik dieses Ereignisses wird es nicht als Ursprung für den Aberglauben um den Freitag, den 13. gewertet, denn bis zum Jahr 1907 fehlt es an weiteren schriftlichen Belegen für diesen Unglückstag. 1907 brachte der US-Amerikaner Thomas W. Lawson den Börsenroman Friday the 13th heraus. Damit war das Kunstgenre „Freitag, der 13.“ geboren. Filme, Literatur und Medienberichte verbreiteten diesen vermeintlich uralten Aberglauben in der westlichen Welt.
Aber ist nicht doch was dran an diesem Glauben? Schließlich passieren recht viele Unglücke an diesem Tag. – Ja, es passieren Unglücke an diesem Tag, aber nicht mehr und nicht weniger als sonst an einem Freitag. Lediglich unsere Wahrnehmung für Missgeschicke ist an diesem Tag sensibler. Selbst der Effekt der selbsterfüllenden Prophezeiung tritt nachweislich nicht auf. Dieser besagt, dass eine Information, die Sie zu einem zukünftigen Ereignis haben oder zu haben glauben, genau dazu führt, dass dieses Ereignis eintritt. Henry Ford wird dazu folgendes Zitat zugeschrieben: „Egal ob du glaubst, dass du es kannst, oder glaubst, dass du es nicht kannst, du behältst auf jeden Fall Recht.“
Also glauben und vertrauen wir lieber, dass es gut wird – das wünsche ich Ihnen.