Sigrid Rummel melkt auf alt hergebrachte Art
Im Rimhorner Hofhauskeller folgten mehr als 60 Zuhörer den interessant und gekonnt vorgetragenen Ausführungen von Dr. Waldemar Gruber, Rimhorn, Agraringenieur und früherer Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Er nahm in Riesenschritten seine Zuhörer mit auf eine Zeitreise, wie es in der Landwirtschaft früher war und heute ist.
Die kargen Odenwälder Buntsandstein-Böden machten es den ersten Siedlern nicht einfach. Es entstanden Hufendörfer entlang von Mümling und Gersprenz. In der Karolingerzeit brachte die Dreifelderwirtschaft bescheidene Erträge. Gearbeitet wurde mit Holzpflug und Sichel. Taglöhner arbeiteten für einen geringen Lohn in Naturalien. Das Leben der Untertanen war geprägt von Angst und schwerer Arbeit.
Im Hochmittelalter wurden die Tiere zur Waldweide in die Wälder getrieben, die Erfindung des Kummet machte es möglich, Pferde und Ochsen anzuspannen, und der Einsatz von Pflügen aus Eisen ermöglichte höhere Erträge. Somit wuchs ein bescheidener Handel und die Versorgung von Städten mit Lebensmitteln wurde möglich.
Graf Franz I. zu Erbach-Erbach (1754-1823) trug in den 1790er Jahren durch die Förderung des Kleeanbaus und damit verbunden der Verleihung des Kleetalers zur Steigerung der Erträge bei. Pioniere dabei waren seine Herrschaftlichen Hofgüter wie Hohberg, Stockheim und Eulbach.
Im 19. Jahrhundert kam es, trotz Steigerung der Erträge, weiter zu Hungersnöten.
Nach der nationalsozialistischen Zwangswirtschaft und nach dem 2. Weltkrieg gab es einen enormen Nachholbedarf. Megatrends waren nun:
- die Futterkonservierung in Form der Silage wurde unterstützt durch den „Grünen Plan“ - die flächendeckende Einführung von elektrischen Weidezäunen, gefördert durch den Marschallplan - die Anschaffung von Melkmaschinen - durch die künstliche Besamung konnten enorme Zuchtfortschritte erzielt werden.
Drei evolutionäre Leittechniken wie leistungsstarke Schlepper, Mähdrescher mit Sensoren sowie modernste Melkmaschinen oder Melkroboter sind aus der heutigen Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken.
Heute sichern technischer Fortschritt und ein enormer Wissenszuwachs die Ernährung.