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Unterzent aktuell Wochenzeitung für Höchst und Lützelbach
Ausgabe 32/2022
Ankündigungen und Berichte
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Günter Eckert aus Höchst referiert über „Es Braibeje Loand - das Breuberger Land“

Günter Eckert im Hofhaus Rimhorn

Der zweite Vortrag des Heimat- und Geschichtsvereins Lützelbach in der Reihe Kultur im Hofhaus „Es Braibeje Loand - das Breuberger Land“ fand im vollbesetzten Sandsteingewölbe des Rimhorner Hofhauses bei angenehmen Temperaturen statt.

Günter Eckert, Höchst, ehemals Geschichtslehrer des heutigen Vorsitzenden des HGV Lützelbach, nahm die Zuhörer mit auf eine Zeitreise durch das Breuberger Land. Der Referent betonte, er selbst habe nicht geforscht - er habe nur verwendet was all die fleißigen Heimatforscher vor ihm schon zusammengetragen haben.

Heute ist für das Breuberger Land die Bezeichnung Unterzent gebräuchlich. Doch die Unterzent bezeichnete zu Zeiten der Grafschaft Erbach das Gebiet der Kirchspiele Erbach und Michelstadt bis nach König, im Gegensatz zur Oberzent mit den alten Kirchspielen Beerfelden und Güttersbach.

Der nordöstliche Odenwald verdankt seine Gestalt erst der Erdneuzeit, dem Tertiär.

Nach dem Oberrhein-Grabenbruch bildete sich der Vordere Odenwald mit Granit und der Hintere Odenwald mit Sandstein – eingesprengt ein paar Kalkinseln.

Menschen sind im Breuberger Land erst seit der Jungsteinzeit nachgewiesen. Sie betrieben Ackerbau und Viehzucht. Ihre Hügelgräber finden sich gerade im nordöstlichen Odenwald.

Die Römer zogen sich im 3. Jahrhundert über den Rhein zurück. Später besetzten die Franken das Untermain-Gebiet und richteten ihre Königshöfe ein, die sie an verdiente Krieger und ihren Adel vergaben.

Iroschottische Mönche wie Bonifatius und Kilian durften missionieren und gründeten kleine Kirchen gern an alten Quellheiligtümern der Kelten. Klöster, wie Amorbach, Lorsch und Fulda wurden gegründet Durch Schenkungen „zum eigenem Seelenheil“ wurden die Klöster reichlich mit Ländereien bedacht. Hochvögte standen dem Gesamtbesitz weltlich vor, dies waren wohl die Herren von Crumbach, die Herren von Lützelbach und die späteren Schenken von Erbach.

Mitte des zwölften Jahrhunderts mussten die großen Klöster wie Fulda, u. a. im Besitz des Landes um Umstadt und den Zenten Höchst und Kirch-Brombach, ihre Ländereien sichern. Sie übertrugen unser Gebiet den offensichtlich bedeutenden Lützelbacher Herren. Der fränkische Königshof zu Höchst wurde als Kloster aus- und die Burg Breuberg als weltliches Machtzentrum erbaut.

Die Lützelbacher nannten sich nun Herren von Breuberg und herrschten bis zum Erlöschen des Mannesstammes 1323. Über die Erbtöchter teilte sich die Herrschaft auf, bis Michael II. von Wertheim alleiniger Herr wurde, die Burg Breuberg ausbaute und dort residierte. Mit dem Tod Michael III. traten die Schenken von Erbach die Herrschaft über die eine Hälfte des „Condominiums Breuberg“ an und, nach einigem Hin und Her, die Fürsten zu Löwenstein/ Klein-Heubach über die anderen Hälfte.

Die Reformation wurde bei uns durch die Wertheimer eingeleitet, beginnend durch Barbara von Wertheim. Die Löwensteiner pendelten zwischen den Glaubensrichtungen hin und her. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg einmal durch die Katholische Liga und ein andermal durch die Kaiserlichen belagert, je nach dem, wer gerade Herr in der Burg war.

Zahlreiche Naturkatastrophen, vor allem die Auswirkungen von großen Vulkanausbrüchen auf das Weltklima und die folgenden Hungersnöten belasteten und dezimierten die Bevölkerung. Die sogenannte „Kleine Eiszeit“ von etwa der Mitte des 15. bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bedrohte die Ernährung der Bevölkerung. Diese Naturereignisse gingen einher mit gewaltigen Überschwemmungen und Dürrejahren.

Der Dreißigjährige Krieg und die Pest führten dazu, dass in unserem engeren Raum drei Viertel der Bevölkerung ausgelöscht wurden. Die Not führte ab der zweiten Hälfte des 18. zu starker Auswanderung, hauptsächlich, aber nicht nur, in die Vereinigten Staaten von Amerika.

Unsere Herrschaft Breuberg endete mit den Eroberungskriegen Napoleons, als durch große finanzielle Unterstützung durch den Landgrafen von Hessen dieser zum Herrn des Großherzogtums Hessen Darmstadt wurde, das auch unseren Raum vereinnahmte. Mit dem verlorenen Ersten Weltkrieg entstand das Land Hessen.