Mehr als 40 Zuhörer waren der Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins Lützelbach gefolgt und hörten den interessanten Vortrag von Gerd J. Grein zur Odenwälder Tracht. Grein, geboren in der „Altstadt von Langen“, beschäftigt er sich seit über 50 Jahre mit diesem Thema. Ein ausgedientes Aquarium sei seine erste Ausstellungs-Vitrine gewesen mit einem besonderen Ausstellungsstück, der Kaffeetasse der Oma Knöchel aus Urberacher Keramik.
Grein verglich das 1952 von Hans von der Au (1892-1955) herausgegebene Buch über die „Odenwälder Tracht“ in einer kritischen Betrachtung mit dem heutigen Forschungsstand. „Der Odenwald beginnt auf der Sachsenhäuser Mainbrücke“ war seine Aussage zu dem Bild von Anton Radl, Kirchweih in einem Dorf bei Frankfurt von 1808. Es zeigt den Hammeltanz, der mit einem Schuss beendet wurde, die Dorfbewohner mit ihrem Dreispitz, roten und blauen Westen, den Kniebundhosen und den Kniestrümpfen, die mit einem Knieriemen gehalten wurden. Im Vordergrund stehen Frauen mit ihrer Haube, Kinder an der Hand. Dazu wusste der Referent: „kleine Kinder treten der Mutter in die Färs (an den Fuß) – große ins Herz“.
Die weiteren besprochenen Bilder zeigten eine Tanzszene aus Oberndorf, eine Gruppe mit Odenwälder Tracht, dem Dreispitz oder Schaufelhut (der Bauernschaufel), ein Kartoffelfeuer bei (Bad) König, den Gickelschlag, bei dem ein Topf zerschlagen wurde und ein Gickel (Hahn) als Preis gewunken hat. Dieser Hahn sei selten gekauft gewesen, eher geklaut. Abschluss bildete ein Aquarell von Carl Philipp Fohr „Angeheiterte Rekruten aus dem Odenwald“ mit kurzen und langen Hosen und schwankendem Gang.
Um 1870 endete die Zeit der Odenwälder Tracht - nur bei Lindenfels und auf dem Winterhauch war sie noch etwas länger gebräuchlich. Doch die örtlichen Trachtengruppen pflegten dieses Brauchtum weiter bis in unsere Zeit.
Der kurzweilige Vortrag wurde mit großem Applaus belohnt. Thomas Heß, Vorsitzender des HGV Lützelbach dankte Gerd Grein mit einem kleinen Präsent.