Thomas Heß und auf der Leinwand das Grab von Friedrich Veith früher und heute
Um die 90 Zuhörer füllten den Rimhorner Hofhauskeller. Thomas Heß, Rimhorn, Vorsitzender des HGV Lützelbach, hatte zu diesem Thema Interessantes zusammengetragen, über die Herkunft des Baumharzes und seine Verwendung, über Patentanmeldungen von Hosenträgern bis zu Regenmänteln. Im 19. Jahrhundert gelang Charles Nelson Goodyear die Veränderung des Werkstoffes durch die Vulkanisation.
Der 1860 in Mainz geborene Friedrich Veith, Betriebsingenieur und Tüftler, beschäftigte sich mit der Verbesserung von Fahrrad- und Motorradreifen und war bestrebt, eine eigene Firma zu gründen. Es war die Zeit des aufkommenden Automobilismus. Veith arbeitete kontinuierlich daran, Reifen in großem Stil zu produzieren. Grundlage dafür war sein „Patent Veith Motor Pneumatik“. Die Reifenproduktion in Sichtweite der Burg Breuberg im Odenwald begann 1903. Veith kaufte die stillgelegte Ölmühle. Billige Arbeitskräfte waren im armen Odenwald im Überfluss vorhanden. Mit 50 Arbeitern wurden täglich ca. 250 Reifen produziert. 1907 wurden täglich 1.000 Garnituren Fahrradreifen mit einem täglichen Gewinn von 4.000 Mark hergestellt. Doch dann überschwemmte die Mümling das Werk, Patentstreitigkeiten kamen hinzu und Friedrich Veith starb 1908 im Alter von nur 48 Jahren. Damals verloren 300 Menschen Lohn und Brot. Der erste Weltkrieg stoppte allen weiteren Aufstieg. Doch schon 1919 konnten 8.000 Fahrradreifen und –schläuche verkauft werden. In den 1930er Jahren stieg die Nachfrage nach Autoreifen. Die Firma wurde in Veith Gummiwerke AG umbenannt. Im zweiten Weltkrieg wurden wieder die Arbeitskräfte eingezogen. Nach dem Krieg ging es steil aufwärts. M + S Reifen kamen ins Programm. 1953 konnte der zweitausendste Firmenangehörige begrüßt werden. Es wurden verstärkt ausländische Arbeitskräfte angeworben. Es wurden Veith-Wohnungen gebaut. 1960 setzte man auf schlauchlose PKW-Reifen. Der Vorstandsvorsitzende Gert Silber-Bonz gab dem Unternehmen durch einen Beratungsvertrag mit Pirelli eine neue strategische Ausrichtung. 1971 wurde der erste Pkw-Stahlgürtelreifen in das Programm aufgenommen, Anfang 1987 war der Name Veith aus der Firmenbezeichnung verschwunden. Die Pirelli-Deutschland AG wurde Rechtsnachfolgerin der Veith-Pirelli AG. All dies, ausgelöst durch einen Tüftler, der eine Odenwälder Ölmühle gekauft hatte.