Unser Foto zeigt den Künstler Gunter Demnig bei der Verlegung von sechs Stolpersteinen in der Schwanenstraße.
Unser Bild zeigt Gunter Demnig mit den beiden Schülern, die die Gedankveranstaltung mit musikalischen Beiträgen mitgestalteten.
(WKH) "Nach 12 Jahren Vorlauf ist es endlich soweit. Nun können wir jenen jüdischen Menschen gedenken, ehemaligen Höchster Mitbürgern, die 1942 von den Nazis aus der Mitte der Gesellschaft gerissen, deportiert und ermordet wurden". Zum Start der Aktion "Stolpersteine für Höchst", zu der der gleichnamige Arbeitskreis am vergangenen Mittwoch eingeladen hatte und der von einem Ensemble der Ernst-Göbel-Schule musikalisch begleitet wurde. Dabei verlegte der Künstler Gunter Demnig an verschiedenen Standorten in der Kerngemeinde sowie in den den Ortsteilen Mümling-Grumbach und Hetschbach zum Gedenken an die einst dort beheimateten und dem Nazi-Terror zum Opfer gefallenen jüdischen Mitbürger 19 Stolpersteine. Diese sollen das Wissen um jene Menschen wachhalten, die in in Höchst lebten, Grausames erleben mussten und ermordet wurden.
Diese Aktion geht auf einen einstimmigen Beschluss der Gemeindevertretung im Jahr 2011 zurück. Nachdem bis 2019 von diesem nichts umgesetzt worden sei, hat sich der Arbeitskreis "Stolpersteine für Höchst" gebildet. Dieser hat in Kooperation mit verschiedenen Verbänden, Institutionen und engagierten Einzelpersonen, nicht zuletzt auch durch Spenden aus der Bevölkerung, erreicht, dass diese Aktion mit dem Künstler Gunter Demnig durchgeführt werden konnte. Dieser ist der "Erfinder" der Stolpersteine, mit denen er den Millionen Menschen, die von den Nazis zu Nummern degradiert und ermordet wurden, ihre Namen und damit die Erinnerung an sie zurückgeben will. Demnig:"Ein Mensch ist erst vergessen wenn sein Name vergessen ist".
Staier stellte besonders das Engagement der Schülerinnen und Schüler der örtlichen Ernst-Göbel-Schule heraus, für die im Geschichts-Leistungskurs das Leben der Juden in Deutschland und besonders in Höchst ein bedutender Teil des Lehrstoffes war. Dabei seien Namen und Adressen der ehemaligen jüdischen Mitbürger ermittelt und Gespräche mit Zeitzeugen geführt worden, um deren Erinnerungen an des Zusammenleben in der NS-Zeit zu erfahren. Letztlich sei es den Beteiligten an diesem Leistungskurs zu verdanken, dass dieses dunkle Kapitel deutscher und Höchster Geschichte nach 80 Jahren aufgearbeitet werden konnte. Staier zeigte sich besorgt, dass die Umfragewerte für rechtspopulistische Parteien in die Höhe schnellen und diese auch aus der Mitte der Gesellschaft Zuspruch erhalten. Dies sei kein Zufall, sondern Programm. Denn: Demokratiefeindliche Ideologien seien darauf ausgelegt, gesellschaftliche Krisen zu instrumentalisieren und zu missbrauchen. Daher sei es eine gemeinsame Aufgabe, Rechtsextremismus und Rassismus zu bekämpfen und sich Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit entgegenzustellen, egal ob gegen Juden, Muslime, Sinti oder Roma. Staier: "Eine demokratische und solidarische Gesellschaft lebt von Respekt vor vielfältigen Herkunftsgeschichten, Glaubensrichtungen, Biografien, Lebensentwürfen sowie sexuellen Identitäten. Dieser Respekt muss allen Menschen entgegengebracht werden".
Auch Pfarrer Andreas Höfeld widmete sich mit bewegenden Worten diesem Thema und begrüßte, dass mit dieser Aktion den Ermordeten ihre Namen zurückgegeben werden und dauerhaft die Erinnerung an diese Greuel wachgehalten wird. Erinnert wird mit den Stolpersteinen an der Erbacher Straße 13 (Woolworth) an Babette und und Jette Hitsch, die in Theresienstadt ermordet wurden, an der Erbacher Straße 22 (Friseuralon) an Marx Herzfeld, der ebenfalls in Theresienstadt starb. An der Schwanenstraße 25 (Döner-Imbiss) waren einst Ruth, Ilse, Leopold, Dora, Eva und Betty Krämer zuhause, die in Treblinka ermordet wurden. An der Eckgasse 26 (heute Spielplatz) wohnten Ferdinand, Abraham und Fanny Muhr. Sie starben im KZ Theresienstadt. In Mümling-Grumbach wird an der Mümling-Grmbacher Straße 47 an Emil Kahn, an der Forsthausstraße 9 an Gutta, Hermann, Julius, Rosa und Sophie Kahn erinnert, die im Transit-Ghetto Piaski den Tod fanden. Dort starb auch Hermann Neu, der in Hetschbach am Finkenweg 4 gewohnt hat.
Mit den Stolpersteinen sind diese Menschen wieder in unserer Mitte präsent.