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Unterzent aktuell Wochenzeitung für Höchst und Lützelbach
Ausgabe 4/2025
Ankündigungen und Berichte
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Berichte

Dr. Anja Kalinowski und Graf Franz

Frau Dr. Anja Kalinowski, wissenschaftliche Leiterin der Gräflichen Sammlungen von Schloss Erbach referierte vor mehr als 40 interessierten Zuhörern im Rimhorner Hofhaus über Graf Franz I. zu Erbach-Erbach und seine "Neigung für das Edle und Merkwürdige", vom Sammeln, Ausstellen und Dokumentieren.

Als schillerndste Persönlichkeit in der Geschichte von Schloss Erbach und seinen Sammlungen darf Graf Franz I. zu Erbach-Erbach (1754—1823) gelten. Über viele Jahre trug Franz I. Rüstungen, Waffen und diverse andere Artefakte aus der Zeitgeschichte zusammen, von der Antike bis zu seiner Zeit. Antike Büsten, Statuen, Mosaiken und Vasen füllten mehrere Sammlungsräume. Die handgeschriebenen Kataloge, die Franz I. ab 1805 in prachtvollen Ausgaben verfasste und von seinem Enkelsohn ab 1859 weitergeführt wurden, umfassen 19 Bände und über 5.000 Seiten Text und Illustrationen. Die Inhalte der Kataloge erarbeitete Graf Franz höchstpersönlich und gab diese Arbeit nicht in die Hände von Antiquaren oder Altertumsforschern, wie es andere Regenten jener Zeit taten. Er beschäftigte sich selbst intensiv mit den Inhalten seiner Sammlungen, steuerte und veranlasste die Ankäufe. Die prächtigen Illustrationen wurden von den Hofkünstlern Johann Wilhelm Wendt und Christian Kehrer ausgeführt.

Auf seiner sechs Jahre dauernden Grand Tour (1769—1775) lernte Franz I. viele Wissenschaftler und Sammler kennen, die für die Entwicklung der Gräflichen Sammlungen bedeutsam sind. 1770 erhält er vom Altertumswissenschaftler Andreas Lamey aus Mannheim erste antike Münzen als Geschenk, die Keimzelle der Erbacher Antikensammlung. Sein eigentliches Wohnappartement in der Beletage von Schloss Erbach – bestehend aus einem Arbeitszimmer, Audienzsaal und Schlafgemach – wandelte er in drei Sammlungsräume um.

In beständigem Austausch mit Fachleuten und anderen Sammlern gelang es Graf Franz I., trotz knapper finanzieller Mittel, ein frühes Museumskonzept in seiner kleinen Residenz umzusetzen.

Im Frühjahr plant der HGV Lützelbach eine Führung in Schloss Erbach, um das so anschaulich und interessant von Frau Dr. Kalinowski Vorgetragene dann vor Ort anzuschauen.