Der Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins Lützelbach waren mehr als 50 Besucher, vor allem Technikinteressierte, in den Rimhorner Gewölbekeller des Hofhauses gefolgt. Sie hörten die gekonnt vorgetragene Präsentation von Wolfgang H. Gebhardt aus Friedrichsdorf im Taunus zur Firmen- und Familiengeschichte der Ensingers aus Michelstadt. Vor allem aber war es auch eine Hommage an den in diesem Jahr verstorbenen Heinrich Lauser, den unermüdlichen Ensinger-Forscher aus Michelstadt-Würzberg, der zusammen mit dem Referenten das Buch Ensinger Fahrzeugbau- Michelstadt erarbeitet hatte.
Im Jahre 1900 meldete der Mechanicus Christian Ensinger (1877-1959) ein Geschäft zum Vertrieb von Fahrrädern und Nähmaschinen (Marke Dürkopp) an. 1905 kamen der Verkauf und die Reparatur von Motorrädern und Autos und ein gefederter Fahrradanhänger aus eigener Fertigung hinzu. Im 1.Weltkrieg reparierte er in Michelstadt Heeresfahrzeuge. 1933 beteiligte sich die Firma am Wettbewerb für ein „Volks-Auto“ mit Fließheck, Rolldach und Heckmotor. 1944 übernahm der Sohn Friedrich Ensinger (1905-1956) das Geschäft. In der Nachkriegszeit reifte der Plan zum Bau von Diesel-Schleppern, zuerst teilweise aus Schrott. Die größeren Landmaschinenhersteller wie Deutz und Hanomag waren noch nicht wieder lieferfähig. Diese Nische wurde erkannt mit dem Bau eines Kleinschleppers mit 15 PS für Kleinbauern zum Preis von ca. 5.000 Mark, bereift mit Veith-Reifen. Ein zweites Standbein bildete die Herstellung von Raupenschleppern. 1952 lieferte man diese nach Italien, Griechenland und in die Türkei. Ein Raupenschlepper wird sogar nach Südamerika verschifft, doch das Schiff mit dem Schlepper sinkt in der Biskaya. Nach vielen Pannen und Rettungsversuchen ist der Zusammenbruch des Unternehmens nicht mehr aufzuhalten. Der begnadete Konstrukteur Friedrich Ensinger findet eine Anstellung bei den Rotenburger Metallwerken in Rotenburg an der Fulda. Die Odenwälder Schlepperfreunde mit Heinrich Lauser und Wolfgang Gebhardt konnten nach akribischer Spurensuche die Firmengeschichte der Mechanicus-Familie Ensinger, ein Beispiel unserer Odenwälder Wirtschaftsgeschichte, vor dem Vergessen bewahren.