Die Inschrift war vor der Sanierung nahezu unleserlich.
Vor der Sanierung war nicht zu erahnen, dass das Kreuz aus Marmor ist. Das Marmorkreuz erstrahlt in neuem Glanz.
Die Schrift auf dem Grab der Geschwister Wiegand ist wieder gut lesbar. Angeblich wurden die Köpfe der steinernen Engel einst von amerikanischen Soldaten abgeschossen.
Thomas Helfrich zwischen den Grabsteinen seiner Vorfahren
Freitag, 10.10.; 19:00 Uhr
Monatsversammlung in der Gaststätte Apollo Grill
Auch in diesem Jahr besteht an Allerheiligen (1.11.) wieder die Möglichkeit, die Friedhöfe von Reußendorf und Altglashütten im Truppenübungsplatz Wildflecken zu besuchen, und zwar in der Zeit von 12:00 bis 16:00 Uhr (Schrankenschluß!).
Die Zufahrt ist über das Westtor/Einfahrt Kothen und das Osttor möglich.
Der Gottesdienst am Polenfriedhof beginnt um 14 Uhr. Zufahrt über die alte Wache.
Die Strecken sind beschildert.
Auf die Sicherheitsbestimmungen des Truppenübungsplatzes wird hingewiesen.
Altglashütten ist eines jener Dörfer, das 1938 mit der Errichtung des Truppenübungsplatzes Wildflecken von der Landkarte verschwand. Heute erinnert fast nichts mehr an das Leben und Arbeiten der Menschen im Tal der Kleinen Sinn – nur der Friedhof blieb übrig.
Unter hohen Bäumen liegen die verbliebenen Grabsteine, vom Moos überzogen. Über Jahrzehnte war der Friedhof sich selbst überlassen. Viele Steine wurden beschädigt oder zerstört, einige Inschriften sind kaum noch zu entziffern.
Doch in diesen Ort der Ruhe und Vergänglichkeit kam jetzt neues Leben. Auf Initiative der Reservistenkameradschaft Wildflecken und vor allem durch das beharrliche Engagement von Thomas Helfrich wurde der Friedhof saniert.
Für Helfrich, dessen Vorfahren aus Altglashütten stammen, ist die Pflege des Friedhofs Auftrag und Vermächtnis zugleich. Die Grabsteine seiner Urgroßeltern Magdalena und Theodor Wiegand stehen hier. „Es ist mir wichtig, die Erinnerung wach zu halten und den Friedhof würdig zu erhalten.“
Die Finanzierung übernahm die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, nachdem die Sanierung des Friedhofs in Reußendorf auf Interesse gestoßen war. Die Arbeiten führte die Firma Ullrich aus Altengronau durch, ein Betrieb, spezialisiert auf die Restaurierung alter Grabmäler. „Die Arbeiten konnten nur stattfinden, wenn kein Schießbetrieb herrscht“, erklärt Helfrich. „Die Firma Ullrich musste andere Aufträge umdisponieren.“ Nur dank dieser Flexibilität war die Sanierung in diesem Jahr noch möglich.
Bevor die Fachfirma ans Werk ging, leisteten Thomas Helfrich und Klaus Schuhmann Vorarbeit: Sie mähten das Gelände und befreiten die Grabstellen in Handarbeit vom Bewuchs. Erst dann begann die aufwendige Restaurierung der Grabsteine.
Moose und Schmutz wurden mit Spachteln entfernt, danach kam ein Spezialreiniger zum Einsatz, um die Steine mit Schwämmen und Pinseln zu säubern. Besonders hartnäckig waren jahrzehntealte Schwarzalgen. „Man kann die Grabsteine nicht in einen neuen Zustand versetzen, das Alter gehört dazu“, sagt Denise Ullrich, die die Arbeiten leitete. Die Spuren der Zeit sind für sie kein Makel, sondern Teil der Geschichte.
Überraschend entpuppte sich ein verwittertes Grabkreuz als weißer Marmor. „Der Stein war so verwittert, er sah aus wie Sandstein“, berichtet Denise Ullrich.
Die Aufschriften auf den Grabsteinen wurden nur farblich neu ausgelegt, da eine vollständige Nachbearbeitung der Schrift ein enormer Mehraufwand gewesen wäre.
Für die Standsicherheit mussten einige Grabsteine neu befestigt oder gänzlich neu gesetzt werden. Es wurden Stahlbetonfundamente erstellt. Rund acht Steine bekamen ein neues Fundament.
Um das Wachstum von Gras zu bremsen, wurden die Grabflächen mit einer wasserdurchlässigen Folie ausgelegt und mit Pinienrinde bedeckt.
Während der Sanierungsarbeiten gab es positive Rückmeldungen von Besuchern, darunter die Bürgermeister der Brückenauer Rhönallianz sowie Adolf Kreuzpaintner, Ehrenvorsitzender der Reservistenkameradschaft. Für Thomas Helfrich ist die Pflege und das Erscheinungsbild der Friedhöfe auf dem Truppenübungsplatz ein dauerhaftes Anliegen: „Durch die gelungene Sanierung der Grabdenkmäler erstrahlt der Friedhof von Altglashütten wieder in neuem Glanz.“ „Der Friedhof hat so lange ich ihn kenne noch nie so gut ausgesehen. Manche Grabeinfassungen sehe ich zum ersten Mal“, sagt Kreuzpaintner.
Im Mittelpunkt des Friedhofs steht das Hochkreuz, dessen Sockel vor Ort saniert wurde. Das Kreuz selbst wurde zur Restaurierung nach Altengronau gebracht. Helfrich hofft, dass es bald wieder aufgestellt werden kann, doch Denise Ullrich mahnt zur Geduld, da Sanierung, Finanzierung und die praktische Aufgabe, das Kreuz in dem engen Friedhof wieder aufzustellen, gut koordiniert werden müssen.
Ein weiteres Anliegen ist Helfrich die Sanierung der historischen Einfriedung, des sogenannten „Werberger Zauns“. Die Steinplatten sind teilweise umgefallen, gebrochen oder durch eingewachsene Bäume gesprengt. Seit Juni steht die Einfriedung unter Denkmalschutz, sodass weitere Arbeiten nur in Abstimmung mit den Behörden erfolgen können.
Bevor Altglashütten einen eigenen Friedhof hatte, mussten die Verstorbenen über einen acht Kilometer langen, schlecht ausgebauten, Weg nach Motten gebracht werden, was besonders im Winter eine große Belastung war. Eine eigene Kirche hatte Altglashütten seit 1766, der Beschluss für einen Friedhof wurde 1839 gefasst, die erste Beisetzung fand am 17. November 1841 statt. Die Überreste des Hochkreuzes tragen die Jahreszahl 1851.
Nach der Absiedlung des Dorfes 1938 verwilderte der Friedhof, viele Grabsteine wurden durch Beschuss beschädigt oder zerstört. Jahrzehntelang war das Areal im Zielgebiet einer Schießbahn nicht zugänglich.
Erst ab 1997 konnte auf Initiative der Reservistenkameradschaft und Adolf Kreuzpaintner mit den Aufräumarbeiten begonnen und den Friedhof wieder zu einer würdigen Gedenkstätte umgestaltet werden. Auch einige Grabsteine ehemaliger Altglashüttener, die auf den Friedhöfen ihrer neuen Heimatorte die letzte Ruhe fanden, wurden – nach Ablauf der Ruhefrist – hier aufgestellt, als Erinnerung an die alte Heimat.
Information:
Am Ostersonntag, Pfingstsonntag und Allerheiligen können Besucher die Friedhöfe besichtigen. Die Zufahrt mit dem Privat-Pkw in den Truppenübungsplatz ist über das Osttor bei Oberweißenbrunn und über das Westtor bei Kothen, jeweils in der Zeit zwischen 12 und 16 Uhr, möglich. Besucht werden können die Friedhöfe in Reußendorf und Altglashütten.
Artikel: Thomas Helfrich