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Wildfleckener Nachrichten
Ausgabe 7/2025
Vereine und Verbände
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Rhönklub-Zweigverein Oberbach

www.rhoenkluboberbach.de

So, 06.07.

Wanderung "Der Hilderser"; Führung: Reinhold Rüttiger

Sa, 12.07.

Abenteueraufenthalt in der Oberbacher Hütte; Führung: Carsten Weber

So, 13.07.

Kinderolympiade am Würzburger Haus

So, 20.07.

Wanderung "Der Neustädter"; Führung: Helmut Rüttiger

Sa/So, 26./27.07.

Volkswandertag auf dem TrÜbPl Wildflecken

Oberbacher Rhönklubreise nach Flandern

– eine Reise mit Überraschungen...

…. und das lag nicht nur am Hüttenschnäpschen, das Vorstand Roland Heublein am Vatertag auspackte - aber der Reihe nach.

Bereits bei der Auswahl des diesjährigen Zieles stellten wir fest, dass alle die Hauptstadt Brüssel aus den täglichen Berichterstattungen vom Europäischen Parlament kannten, kaum jemand jedoch Belgien selbst besucht hatte.

Am Himmelfahrtstag, dem 29.5.2025 startete der Rhönklub Oberbach bei sehr bewölktem Himmel seine 4-tägige Fahrt nach Flandern. Auch Mitglieder aus Wildflecken und Riedenberg waren mit an Bord. Eine buntgemischte Truppe, und auch sehr fitte 87- und 85-jährige hatten sich angeschlossen.

620 Autobahnkilometer lagen vor uns und unser erster Aufenthalt war Köln, bei dem sich die Besichtigung des Kölner Wahrzeichens, dem Kölner Dom anbot. Weiter ging die Fahrt nach Louvain-la-Neuve (wallonische Bezeichnung) und Neu Löwen auf Deutsch. Neu Löwen ist die jüngste Stadt Belgiens, die einzig wirkliche Campusstadt des Landes und Standort der Université Catholique de Louvain, der Katholischen Universität Löwen. Entstanden ist die Stadt 1969 im Rahmen des flämisch-wallonischen Sprachenstreits.

Nach einem gemütlichen Abend in der Hotellobby, am nächsten Morgen die erste Überraschung, die Sonne strahlte. Beste Voraussetzungen um unser erstes Ziel, die belgische Hauptstadt Brüssel kennen zu lernen. In der Mitte der Stadt Brüssel nahmen wir unsere Reiseführerin Edith in Empfang und erkundeten zwei Stunden lang Brüssel mit dem Bus und auch zu Fuß. Hierbei wurden uns die Besonderheiten Belgiens und auch der Stadt Brüssel erklärt. Belgien ist ein dreisprachiges Land. Im Norden wird Flämisch (Niederländisch), im Süden Französisch und im Grenzbereich zu Deutschland wird von einer kleinen Minderheit Deutsch gesprochen. Brüssel ist zweisprachig (Flämisch und Französisch), obwohl es im flämischen Teil Belgiens liegt. Unsere Reiseführerin gab uns dann auch gleich ihre Herkunft bekannt, denn obwohl sie schon 30 Jahre in Brüssel lebt, sprach sie ein akzentfreies Deutsch, sie kam aus dem deutschsprachigen Raum Ostbelgiens.

Vorbei an den Bauten der Brüsseler Stadtverwaltung, dem königlichen Residenzgebäude und den Bauten der Europäischen Union ging es raus aus der Stadt zum Atomium. Das Atomium, Flaggschiff der Expo 1958, ist die meistbesuchte Touristenattraktion der europäischen Hauptstadt sowie auch Kunstzentrum und das internationale Symbol Brüssels und Belgiens. Eine Besichtigung von innen war, wegen des großen Besucherandrangs und dem Verlauf des Reiseprogramms, leider nicht möglich. Aber für ein Gruppenfoto war das Atomium genau der richtige Hintergrund. Auf der Rückfahrt ins Stadtzentrum erhaschten wir einen Blick auf das königliche Schloss und die Gewächshäuser sowie die Königliche Krypta von Laeken, wo alle belgischen Könige ihre letzte Ruhe fanden.

Zurück in der Innenstadt von Brüssel teilten wir uns in zwei Gruppen und erreichten mit unseren Stadtführern, durch die königliche Passage, mit herrlichen Angeboten von belgischen Leckereien, den Grote Markt, das Zentrum der Altstadt. Die verzierten Häuser, aus dem 14. Jahrhundert, rundherum machen den Platz wirklich einzigartig. Ganz zurecht wird er als einer der schönsten Plätze in Europa bezeichnet und ist UNESCO Weltkulturerbe. Die Historie des Grote Marktes geht schon auf das 11. Jahrhundert zurück. Eines der schönsten Bauwerke am Großen Platz ist das Rathaus. Das ebenfalls als Stadhuis oder Hotel de Ville bekannte Gebäude zieht mit reichhaltigen Verzierungen an der Außenseite, wundervollen Skulpturen und einem Turm die Blicke auf sich. Vis-a-vis zum Rathaus sticht die Maison du Roi, auch als Broodhuis bekannt, aus dem Gebäudeensemble hervor. Die im neogotischen Stil angelegte Fassade betört als Blickfang. Herausragend schön ist die Vielzahl an Zunfthäusern, von denen jedes noch imposanter als das andere erscheint. Und weiter geht die Tour zum Manneken Pis. Der kleine Mann ist tatsächlich nur 61 cm groß. Doch die Geschichte von Manneken Pis ist aufregend: Nach allem, was der kleine Mann durchstehen musste, hat er den Ruhm durchaus verdient. Aufgestellt wurde die bronzene Statue des Bildhauers Jérôme Duquesnoy im Jahr 1619, seinerzeit noch auf einer Säule. Sie ersetzte eine Vorgänger-Figur (ebenfalls ein pinkelnder Junge). Der Brunnen diente als Quelle für sauberes Trinkwasser für die Brüsseler Bevölkerung. 1770 verschwand die Säule und die noch heute bestehende Nische aus Stein entstand.

Nach all dieser Pracht brauchten wir dringend eine Verschnaufpause und stärkten uns je nach Gusto mit belgischen Pommes oder Waffeln. Auf der Rückfahrt nach Louvain-la-Neuve waren wir voller interessanter Eindrücke und wieder war eine Überraschung gelungen, Brüssel war so ganz anders als in unserer Vorstellung.

Am nächsten Morgen starteten wir frisch und munter zur nächsten Besichtigungstour nach Gent und Brügge. Zunächst hatten wir nicht den besten Eindruck von Gent, denn am Vortag hatte ein Event stattgefunden und der erste Eindruck war schmutzig, grau und verlebt. Das sollte sich ändern.

Auf unserer Tour mit Guide durch die Stadt zeigte uns unsere Stadtführerin Brigitte erst die „einfache Seite“ Gents, dann durchliefen wir eine grelle Grafitigasse und siehe da, vor uns öffnete sich die Pracht des Mittelalters. Von der Sint-Niklaaskerk einer beeindruckenden gotischen Kirche im Herzen der Stadt, öffnet sich uns der Blick über den Korenmarkt, einem historischen Handelsplatz, bis hinunter zur St Michaels Brücke. Graslei und Korenlei mit dem Alten Fischmarkt, das Schloss der Grafen in der Ferne, die Michaelskirche, die Rückseite von Het Pand, einem ehemaligen Dominikaner Kloster und natürlich alle drei berühmten Sehenswürdigkeiten Gents hintereinander. Nur von der St Michaels Brücke aus kann man alle drei in einem Bild erfassen. Wir stehen an den Ufern der Leie und sind fast erschlagen von so viel geballter Schönheit um uns herum. Weiter geht es durch romantische Gassen, wir biegen um eine Ecke und …. die nächste Sehenswürdigkeit: die Wasserburg Gravensteen erscheint plötzlich wie eine graue Game-of-Thrones-Kulisse. Nach kurzem Fotostop geht es weiter und endlich ist er wieder zu sehen, der Belfried, unser Orientierungspunkt in Gent. Der Belfried ist eines der Wahrzeichen der Stadt und gehört auch zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wie schnell sind diese zwei Stunden vergangen, 4 km Fußmarsch, wir haben es kaum bemerkt. Nur die Menschen, die nach 11 Uhr in die Stadt strömten, da das Stadtfest sich über die ganze Innenstadt zog, wurden immer mehr. Die Stadt wurde lauter, Musik an allen Ecken und Enden, da kommt dann der Gedanke auf, wie schön es wäre, dies alles in Ruhe anzusehen, den Blick über den Kanal und die St. Michaels Brücke, vielleicht wenn es regnet oder im November. Aber unser Reiseleiter drängte uns weiter, eine kurze Verschnaufpause, etwas Essen und Trinken und weiter geht die Fahrt nach Brügge. „Und wenn ihr glaubt Gent war der touristische Höhepunkt unserer Reise, jetzt fahren wir nach Brügge, dem absoluten Highlight.“ So die Ansage unseres Reiseleiters.

Am Beginn unserer Tour durch Brügge wanderten wir durch den Beginenhof, mit weißen Hausfronten und ruhigem Klostergarten, er wurde 1245 gegründet. Dieses kleine Stück Weltkulturerbe, war einst die Heimat der Beginen Laien, emanzipierte Laienfrauen, die dennoch ein frommes und zölibatäres Leben führten. Seit Jahrhunderten wird Brügge Beguinage immer wieder ausschließlich von Frauen bewohnt. Heute leben dort einige Nonnen vom Orden des hl. Benedikt und des Ordens von Vincent de Paul sowie alleinstehende Frauen. Wir nährten uns der Innenstadt, mittlerweile war das Thermometer auf 29 C geklettert, aber wir folgten unserem Stadtführer beharrlich. Der Strom drängte uns in die Steenstraat, die Fassaden aus Zuckerbäckergiebel begrüßen uns und mit dabei ein belgischer Schokoladenduft, hier herrscht die höchste Chocolatier-Dichte Europas. Weiter geht es zum Bootsanleger, über eine Bücke als Flaschenhals, nur nicht den Guide verlieren. Die Brauerei De Halve Maan wirkt wie ein Bienenstock. Die Führerin erklärt stolz die 3 km lange Bier-Pipeline, die Lkws erspart. Wir kommen zum Sint-Janshospitaal – einem der ältesten Hospitäler Europas und wandern weiter, zwischen Menschen, Fahrädern, Pferdekutschen und kleinen Elektrobussen hindurch und kommen zum Burgplatz. Seit Jahrhunderten ist dies das Zentrum der Macht in der Stadt, und die Stadtverwaltung von Brügge nimmt immer noch das gotische Rathaus des 14. Jahrhunderts ein. Dieser große, majestätische Platz ist von monumentalen Gebäuden gesäumt. Diese wurden im Laufe der Jahrhunderte gebaut und spiegeln den Baustil ihres Alters wieder. Ja, Brügge ist sehr schön. Die Basilka des Heiligen Blutes birgt eine Schatzkammer mit zahlreichen Kunstschätzen und auch der Augustine Kanal lädt zu einem romantischen Spaziergang ein, aber nicht heute, denn es ist sehr heiß und die Stadt sirrt von Menschen und verschiedenen Sprachen. Auch diese zwei Stunden waren spannend, aber als wir uns alle wieder am Bus trafen, waren wir froh, dass dieser klimatisiert war.

Sonntagmorgen, wieder bei strahlendem Sonnenschein, traten wir die Heimreise an. Ein Zwischenstopp in den Niederlanden, genauer in Maastricht, in der Provinz Limburg bot uns Gelegenheit nochmals die Füße zu vertreten, einen Kaffee zu trinken und die historische Altstadt und die Maas-Brücken zu bestaunen.

Am frühen Abend erreichten wir wieder die Rhön, wo uns durch einen Stau auf der Grenzwaldbrücke bei Speicherz ein wunderbarer Blick auf „unsere Rhön“ geboten wurde. Wir hatten eine spannende Reise mit vielen Eindrücken und Erlebnissen und der eine oder andere hat sich bestimmt gedacht, da könnte man nochmal hinfahren, wenn es ruhiger ist, vielleicht …. im November.

Artikel: Birgit und Walter Rüttiger