Die Besichtigungsmöglichkeit auf dem ehemaligen Friedhof Reußendorf am Pfingstsonntag wurde gerne angenommen.
Der Friedhof in Altglashütten.
Trotz widrigen Wetters kamen viele Besucher zu den am Pfingstsonntag geöffneten ehemaligen Friedhöfen von Altglashütten und Reußendorf. Es ergaben sich gute Gespräche mit den Organisatoren der Reservistenkameradschaft.
Trotz wechselhaften Wetters mit Regen, Wind und Sonne konnte die Reservistenkameradschaft (RK) Wildflecken am Pfingstsonntag fast 130 Personen zählen, die die im Truppenübungsplatz Wildflecken gelegenen ehemaligen Friedhöfe von Altglashütten und Reußendorf besuchten. „Angesichts des wechselhaften Wetters eine beeindruckende Zahl“, sagt auch RK-Vorsitzender David Baer.
Großes Interesse
Am Reußendorfer Friedhof wurden die Besucher von RK-Mitglied Thomas Helfrich, einem der letzten noch in Reußendorf Geborenen, in Empfang genommen.
Die Besucher, die an den Feiertagen auf den Truppenübungsplatz kamen, waren in den ersten Jahren meist noch ehemalige Bewohner der abgesiedelten Dörfer oder nahe Verwandte. „Das hat sich im Lauf der Jahre stark verändert, da es kaum noch lebende Zeitzeugen gibt. Heute sind es die Enkel und Urenkel, die oft von weither kommen und wissen wollen, wo ihre Vorfahren lebten und ihre familiären Wurzeln sind“, so Helfrich.
So auch Anja Jung-Folschweiller, die mit ihren Brüdern Toni und Armin Jung aus dem Raum Hanau/Offenbach angereist war. Jung-Folschweiller verriet dem Verfasser des Berichtes: „Mein Bruder Toni hat uns auch in diesem Jahr auf die Öffnung des Truppenübungsplatzes aufmerksam gemacht und mobilisiert, um uns den neu hergerichteten Friedhof in Reußendorf anzuschauen. Toni hat auch beim letzten, jährlichen Treffen der Nachfahren von Familie Bös Ende Mai im Gasthof,Zum Biber’ in Speicherz von der Öffnung erfahren und dazu einen Artikel aus einer regionalen Zeitung gesehen, den Werner Bös mitgebracht hatte. Bevor unsere Mutter Wilma Jung (geborene Bös) verstarb, war ich noch einmal mit ihr auf dem Friedhof in Reußendorf und dort hatte sie sich rege mit Ihnen (Thomas Helfrich) unterhalten und ausgetauscht. An diese Unterhaltung kann ich mich noch gut erinnern.“
Im weiteren Verlauf des Gesprächs informierte Helfrich Anja Jung-Folschweiller über seine guten verwandtschaftlichen und nachbarschaftlichen Verbindungen zur Familie Bös. Vieles konnte er ihr auch mit Hilfe des Buches „Reußendorf – Verlorene Heimat am Fuße des Rückbergs, Chronik, Häuser- und Familienbuch“ erläutern, so dass sie das Buch spontan erwarb.
Ihre Fragen zum Mord an Karl Wenzel 1946 (Bruder ihrer Großmutter Frieda) und zur Auswanderung von Ludwig Bös (Bruder ihres Großvaters Johann) nach Amerika im Jahr 1928 konnte Helfrich ebenfalls beantworten. Zum Thema Auswanderung nach Amerika hatte er im Buch „Die Hödde“ Chronik, Häuser- und Familienbuch von Alt- und Neuglashütten mit Dörrenberg und Dammersfeld, ein ausführliches Kapitel verfasst. Leider ist das Buch derzeit vergriffen, ein Nachdruck in kleiner Auflage wäre aufgrund der großen Nachfrage wünschenswert. „Wir finden es bewundernswert, mit wie viel Engagement Sie und andere Ehrenamtliche das Vermächtnis lebendig halten. Herzlichen Dank dafür und weiter so!“, sagte Anja Jung-Folschweiller abschließend.
Margit Löttgen, Tochter des ehemaligen Bürgermeisters von Neuwildflecken, Eugen Lambert, wurde 1938 im Lager Wildflecken geboren. Sie besuchte mit ihrem Ehemann Jochen und Hedi Beck den Friedhof.
„Ich bin heute zum ersten Mal auf dem Friedhof in Reußendorf. Mit fünf Jahren zogen ich, meine Mutter Friedel und Bruder Dieter nach Reußendorf und wohnten dort im Kindergarten (Haus-Nr. 34). Der Vater wohnte weiterhin im Lager. Die Gründe für den Umzug sind mir nicht bekannt“, erzählte Margit Löttgen. Ab 1945 besuchte sie die Schule in Wildflecken und wohnte mit ihrer Familie in der Fleischhauerstraße in der späteren Gemeinde Neuwildflecken. An die Zeit in Reußendorf kann sie sich so gut wie nicht mehr erinnern. Sie weiß nur noch, dass sich der Kindergarten auf der rechten Straßenseite Richtung Dammersfeld befand.
Ihrem Mann Jochen war der Friedhof Reußendorf aus früheren Jahren bekannt. Neu für ihn war jedoch der Friedhof in Altglashütten, über dessen Zustand und Gestaltung er sich lobend äußerte. „Hier haben die Kameraden der RK Wildflecken hervorragende Arbeit geleistet“, so Löttgen.