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Fränkisch-Crumbacher Nachrichten
Ausgabe 15/2024
Vereine und Verbände
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Vereine allgemein

Aus dem Darmstädter Tageblatt Dez. 1950

Postillion mit Handwagen

Es ist in unsrer schnelllebigen Zeit sicher erfreulich, wenn an guten alten Bräuchen festgehalten wird. Es ergötzen den die Heimat Liebenden die Kulturgüter, die sich durch den Graus der Kriege gerettet haben und sich der Pflege und Achtung der Bürger erfreuen. Gerade das flache Land, das dem Orkan des Bombenkrieges entgangen ist, ist heute Besitzer solcher Schätze. Diese Freude über Hergekommenes gilt jedoch nur für Dinge der Kultur, weniger dann, wenn alte Einrichtungen erhalten bleiben, die in keiner Weise dem überall feststellbaren Fortschritt mehr entsprechen.

Das emsige, das Gersprenztal in vielen Tagesfahrten erschließende „Lieschen“ lässt man sich noch gefallen. Wer jedoch hielte es in der Stadt für möglich, dass die Post eines Ortes wie Fränkisch-Crumbach, das mit Umgebung fast 2500 Einwohner zählt, eine regsame Bevölkerung mit Betrieben aller Sparten mit bis zu 80 Arbeitskräften hat, dass diese gesamte Post auf einem offenen Handleiterwagen die fast zwei Kilometer lange Strecke zur Bahn von zwei Beamten morgens und mittags hingeschoben wird. Jeden Tag! Staubbedeckt an Sommertagen, triefend vor Nässe an Herbsttagen und vor Kälte klappernd an Wintertagen und sich mühsam durch den Schnee würgend. Welchem Geschäftsmann in der Stadt sträuben sich nicht die Haare, wenn man sich vorstellt, in welchem Zustand oft die Sendungen sind. Für viele Bürger wird es Nachmittag, bis die Post kommt, und wieder Nachmittag, bis die Sendungen abgehen.

Dass Landbezirke von der Post nicht so bedient werden können wie die großen Städte, wird jeder Vernünftige einsehen. Eine solche Benachteiligung aber ist nicht gerechtfertigt, da schließlich die Landbevölkerung dieselben Gebühren zahlt wie die in der Stadt, es sei denn es würden die Gebühren der Landbevölkerung ermäßigt, was natürlich nicht zu machen ist.

Welche Stärkung des Vertrauens zur Post, welche Förderung des Handels und des Verkehrs, welche Vermehrung des Umsatzes auch für die Post, könnten, wie es schon einmal war, Brief und Paket schnell und sicher durch ein Postauto in ihre Orte gebracht werden. Knecht Ruprecht und das Christkind würden noch einmal so gerne ihre schwere Geschenkarbeit tun.

K. Löffler
1. Vorsitzender des Forums Fränkisch-Crumbach