Philipp Loos unser späterer Bürgermeister und Ehrenbürgermeister mit seinem Opa Philipp Wilhelm Loos
Philipp Loos rechts beim Bemalen eines Gäulchens
Aus der Werkstatt des Odenwälder Weihnachtsmannes vom 10.12.1949, Allg. Anzeiger für den vorderen Odenwald
Steckenpferde und „Schoggelgäule“ warten auf ihre Reiter
Ein Besuch beim „Gäulchesmacher“ in Fr.- Crumbach / Schwerer Existenzkampf der heimischen Spielzeugindustrie
Was soll der Weihnachtsmann den Kindern bringen? So fragen sich die Eltern und forschen und hören, was die Kleinen und Kleinsten an Wünschen für das Christkind in Auftrag geben. Manch unerfüllbares Begehren muss sanft ausgeredet werden, um die kleine Schar auf Dinge hinzulenken, deren Anschaffung im Bereich des Möglichen liegt. Maßgebend bleibt: gut und haltbar, billig und den phantasievollen Tätigkeitsdrang beschäftigend. Es muss ein Spielzeug sein, mit dem sich wirklich spielen lässt, dass man bewegen kann und mit dem sich alles mögliche anfangen lässt. Wie wird doch manches Kind gescholten, wenn es sein Blechspielzeug ausweidet, weil das die einzige Art ist, selbst etwas damit anzufangen, wenn das mechanische, gleichförmige Bewegen dem kleinen Nur- Zuschauer langweilig wird.
So sind und bleiben die einfachsten, uralten Spielzeugarten dem kindlichen Spieltrieb gemäß die besten. Wen verklärt nicht ein glückliches Lächeln, wenn er sich seines Schaukelpferdchens erinnert, des ersten Wägelchens mit Zugpferd und des herrlichen Steckenpferdchens, das mit „Hüh“ und „Hott“ herumsprang, bis der Reiter müde abstieg. Warum soll darum der Weihnachtsmann nicht auch heute das Kinderherz beglücken mit diesen einfachen, schönen Dingen?
Entschließen wir uns darum getrost zu einem Holzspielzeug: zu den komischen Hampelmännern, den Bauklötzen mit all den vielen Möglichkeiten für die kindliche Phantasie, den Kegelspielen und herrlichen Schaukel- und Steckenpferdchen! Diese Herrlichkeiten müssen aber nicht von weit her beschafft werden, sondern sind Erzeugnisse unserer engsten Heimat. Waren der heimischen Spielzeugindustrie, die schwer um ihre Existenz kämpft. Wie interessant ist gerade die Herstellung der Pferdchen; da lohnt es sich, einmal richtig zuzuschauen. Besuchen wir darum den alten „Gäulchesmacher“ im Gersprenztal. Er freut sich, wenn seine Arbeit anerkannt wird und Liebhaber findet.
Mit Vorliebe wird das im Gersprenztal und seinen anliegenden Wäldern häufig vorkommende Erlenholz zu Pferdchen verarbeitet. Der zylindrische Körper ist schnell aus dem zersägten Holz herausgedreht, schwieriger ist schon die Herstellung der Köpfe. Ein runder Klotz wird in seiner Längsachse auf der Drehbank eingespannt und in Drehung versetzt. Mit dem Schnitzmesser wird nun, am Halsansatz beginnend, das Profil des Kopfes über Unterkiefer, Schnauze und Stirn bis zu den Ohrenspitzen herausgearbeitet. Der so profilierte Klotz wird mit der Kreissäge erst halbiert, dann geviertelt, geachtelt usw. bis die einzelnen Profile herausfallen. Die Rückseite von Kopf und Hals wird nun noch mittels Stanzmesser vom Kern gelöst. Darum sind die Köpfe der auf dieser Weise hergestellten Formen der kleineren Pferde als Ausschnitte aus einem Zylinder an der Schnauze dicker als an der Mähne, was sehr natürlich wirkt.
Die Köpfe der größeren Pferde werden aus Brettern und Bohlen mit der Bandsäge ausgeschnitten. In ähnlicher Weise werden die Beine herausgedreht und gesägt. Nachdem die Körper, Köpfe und Beine an den Ansatzstellen glatt gehobelt sind, werden alle Teile geleimt, dann auf Bretter mit Rollen oder bogenförmig geschnittene Holme gesetzt, je nachdem ob es Fahr- oder Schaukelpferde werden sollen.
Ist eine Serie gedreht, gesägt, gestanzt, gehobelt und geleimt, folgt die Bemalung als Schimmel, Rappe oder Fuchs mit Zügel, Sattel und Geschirr. Nach dem Lackieren werden zuletzt die weisen Hanfschwänze durch einen Bolzenschlag befestigt.
In acht verschiedenen Größen warten die Fahrpferdchen, in vier verschiedenen Größen und Ausführungen - mit und ohne Brett-, die schmucken Schaukelpferdchen nun auf den Versand und den Weihnachtsmann und auch auf Dich, lieber Leser! Das Pferdchen unter dem Tannenbaum wird das Herz deines Kindes schneller schlagen lassen und bald wird es mit „Hüh“ und „Hott“ und glücklichen Augen durch Stuben und Straßen reiten, in der Hand die knallende Peitsche.
Wenn-, ja wenn Du seinen Herzenswunsch erfüllen kannst….