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Reichelsheim aktuell - Amtsblatt der Gemeinde Reichelsheim(Odenwald)
Ausgabe 13/2025
Der Bürgermeister informiert
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Der Bürgermeister informiert

Bürokratiehürden

Was ist das?

Liebe Reichelsheimerinnen und Reichelsheimer,

unter der o. g. Überschrift sehen wir eines der größten Probleme von Kommunalverwaltungen in der heutigen Zeit. Ich möchte Ihnen dies an einigen Beispielen erläutern.

Sicherlich haben Sie schon mitbekommen, dass auch in diesem Jahr das 3 m Sprungbrett gesperrt bleibt. Grund dafür ist die, in der Sicherheitsüberprüfung aufgefallene 3,38 m hohe Leiter zum Sprungbrett. Sie ist genau 38 Zentimeter zu lang, da Leitern in der heutigen Zeit maximal 3 m lang sein dürfen. Gott sei Dank haben wir in unserer Jugend diese 38 cm überstanden und überlebt.

Da die Finanzmittel aufgrund der Wirtschaftskrise in nächster Zeit knapp sind, hat sich der Gemeindevorstand dazu entschlossen, in diesem Jahr lieber die Rutsche, die ebenfalls moniert wurde, komplett zu sanieren.

Mit dem Aufzug für einen barrierefreien Zugang zur Gemeindeverwaltung geht es weiter.

Ich hoffe, dass wir diesen im Zeitraum April/Mai in Betrieb nehmen können. Aus denkmalschutztechnischen Gründen musste der ursprünglich geplante Aufzug 1,5 m von dem Gebäude abgerückt werden. Daraufhin war es erforderlich, das Fundament wesentlich stärker zu planen, da er nicht direkt an das Gebäude angeschraubt werden konnte und überdachte Übergänge aus Stahl beschafft werden mussten, was aufgrund der Materialknappheit in den letzten Jahren zu einer zweijährigen Verzögerung führte. Selbstverständlich wurden zusätzlich auch noch Türen vom Gebäude auf diese Übergänge benötigt, die den Vorschriften im Bereich Brandschutz/Wärmedämmung entsprechen mussten.

Insgesamt führte das zu einer Verteuerung der ursprünglichen Kalkulation von 128.000 auf rund 290.000 €. Von Vorteil ist hier die Teilnahme an unserem Städtebau-Programm, durch welches die Baumaßnahme mit 66 % gefördert wird.

Ein neues finanzielles Ungetüm, welches sich momentan auftut, ist die Trinkwasser-Einzugsgebieteverordnung (allein der Name lässt schon Ungemach vermuten).

Hier haben sich schlaue Leute in Brüssel wieder überlegt, wie man zusätzlich Geld verdienen kann, in dem auch das Umfeld der Trinkwassergewinnungsanlagen (Brunnen oder Quellen) einer umfangreichen Untersuchung unterworfen werden soll. Es geht mir hier nicht um die Reinheit unseres Trinkwassers, eines unserer höchsten Güter, die wir haben, sondern um den zusätzlichen Aufwand, der betrieben werden soll.

Proben aus allen unserer Trinkwassergewinnungsanlagen werden alle drei Monate einer kleinen Untersuchung unterworfen, die jeweils 1000 € kostet. Zusätzlich wird einmal im Jahr eine große Untersuchung durchgeführt, bei der alle Parameter überprüft werden, die uns knapp 20.000 € kostet.

Nicht zu vergessen die Fischtreppe in Wersau, die im Rahmen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie für 1,5 Millionen € gebaut wurde.

Ich bin gespannt, wie viel Fische wir zusätzlich in der oberen Gersprenz und im Mergbach dadurch erhalten.

Auch über den Elektrozaun, der für 14 Tage entlang der B38 gebaut werden musste, bis ein fester Zaun ihn ersetzte, kann man zweigeteilter Meinung sein.

Ich bin überrascht, wie viel Geld hier in die Hand genommen wurde. Genauso, wie die Kommunen im Rahmen der Schweinepest-Bekämpfung seit August letzten Jahres angewiesen sind, einen Notdienst mit zwei Mitarbeitern inklusive der Wochenenden zur Entfernung von gefundenen Wildschweinkadavern vorzuhalten. Momentan beschränken sich die Funde im Odenwaldkreis auf ein natürlich gestorbenes Wildschwein und zwei schon bemooste Knochenfunde.

Ein großes Dankeschön an die Mitarbeiter, die hier ihre Wochenenden zur Verfügung stellen.

Sie sehen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, dass wir uns mit vielen Hürden beschäftigen müssen, die sehr viel Kapazität und Zeit der Kolleginnen und Kollegen in allen Abteilungen unserer Gemeindeverwaltung in Anspruch nehmen. Daher bedanke ich mich für die Unterstützung und die Mithilfe bei allen meinen Mitarbeitern und den ehrenamtlich Tätigen für ihr Engagement.

Viele Grüße,

Ihr Bürgermeister

Stefan Lopinsky