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Reichelsheim aktuell - Amtsblatt der Gemeinde Reichelsheim(Odenwald)
Ausgabe 24/2024
Aus unserer Gemeinde
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Zeitzeugin berichtet über Erfahrungen mit DDR-Diktatur

Unser Bild zeigt die DDR-Zeitzeugin Birgit Schlicke bei ihrem Vortrag in der Aula der GAZ.

Am 4. Juni 2024 versammelten sich alle 10. Klassen der GAZ, um der DDR-Zeitzeugin Birgit Schlicke zuzuhören. Der Geschichtslehrer René Beck hatte sie eingeladen, um für die Schüler die Geschichte der DDR greifbar zu machen.

Brigit Schlicke, Jahrgang 1969, begann ihren mitreißenden Vortrag mit ihren Kindheitserfahrungen in der ehemaligen DDR. „Ich habe früh gemerkt, irgendetwas stimmt in diesem Land nicht. Ich fühlte mich beobachtet und eingesperrt“, sagte die Zeitzeugin. Als sie 16 Jahre alt war, hatten Schlickes Eltern beschlossen, die DDR zu verlassen. Ihre Lehrerin erfuhr davon. Sie versuchte, die junge Frau zum Bleiben zu überreden. Doch Schlicke lehnte ab, was zur Folge hatte, dass sie nicht zum Abitur zugelassen wurde. In den folgenden Monaten geriet die gesamte Familie in das Visier der „Stasi“. „Wir wurden in unserem Haus überwacht, unsere Post wurde geöffnet“, schilderte die Zeitzeugin jene Zeit, die darin gipfelte, dass sie selbst beim Verlassen des Hauses auf Schritt und Tritt verfolgt wurde.

Aufgrund eines abgefangenen Briefs an eine Menschenrechtsorganisation in Westdeutschland wurde Schlicke 1988 in das gefürchtete Frauengefängnis Hoheneck inhaftiert. Sie war die jüngste Insassin und wurde für 2,5 Jahre mit Diebinnen, Mörderinnen und einer ehemaligen KZ-Aufseherin eingesperrt. Leibesvisitationen, Verhöre, Psychoterror und Zwangsarbeit musste sie über sich ergehen lassen, wie sie in ihrem zweistündigen Vortrag schilderte. „Das Schlimmste war, dass ich in diesem Gefängnis keinerlei Privatsphäre hatte“, trug Schlicke vor. Außerdem habe sie nie gewusst, wem sie trauen konnte. Mitte November 1989 wurde die politisch Gefangene schließlich entlassen, sodass ihre Familie endlich in den Westen ziehen konnte.