Liebe Reichelsheimerinnen und Reichelsheimer,
wahrscheinlich haben Sie in der letzten Zeit unsere zahlreichen Stellenanzeigen bemerkt, die wir aktuell in Zeitungen und sozialen Medien schalten.
Dies ist zum Teil den aktuellen Herausforderungen geschuldet – wie z.B. der neuen Kindertagesstätte in der Aue – in der wir voraussichtlich bis zu ca. 20 neue Angestellte beschäftigen werden. Zum anderen ist dies aber auch neuen Vorschriften zu verdanken, die unsere Fachabteilungen zwingend umzusetzen haben. Ich möchte an dieser Stelle exemplarisch die rund 75 Seiten Ausführungsvorschriften rund um den neuen Tarifvertrag für die Angestellten im Sozial- und Erziehungsdienst hervorheben. Es kommt außerdem immer wieder vor, dass funktionierende Systeme vorzeitig geändert bzw. auseinandergerissen werden und am Ende dadurch mehr Arbeit produzieren. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Änderungen in Bezug auf die sog. elektronische Krankmeldung (eAU) oder weiterhin bevorstehenden Änderungen im Umsatzsteuergesetz für die kommunalen Verwaltungen.
Die kommunalen Verwaltungen stehen darüber hinaus – bedingt durch die demographische Entwicklung – vor einem massiven personellen Wandel. Der Fachkräftemangel wird uns in den kommenden Jahren stark beschäftigen. Aktuell sind mehrere Bestandsstellen in der Gemeindekasse und dem Bauamt aus unterschiedlichen Gründen nicht besetzt.
Wir sind an dieser Stelle nicht tatenlos und beteiligten uns mit allen anderen Odenwälder Kommunen an einer breitangelegten Analyse, um ggf. im Wege von interkommunalen Zusammenarbeiten neue Möglichkeiten auszuloten. Diese Machbarkeitsstudie wird durch Experten begleitet und erstellt.
Es hat sich auch als sehr ratsam erwiesen, frühzeitig für Ersatz von ausscheidenden Mitarbeitern zu sorgen, um einen geregelten Übergang zu erhalten. Denn der Verlust jahrelanger Erfahrung ist nicht von einem auf den anderen Tag zu kompensieren.
Ich möchte auch erwähnen, dass wir nach wie vor durch kurzfristige Krankmeldungen oder auch durch Abwerbung von Mitarbeitern durch andere Behörden oder Unternehmen gezwungen sind, kurzfristig Ausfälle hinzunehmen. Der Fachkräftemangel trifft uns also genauso, wie alle anderen Branchen. Wir werden unsere Bemühungen im Zusammenhang mit eigenen Ausbildungsmöglichkeiten und Lehrgängen für Verwaltungs-Quereinsteiger deshalb weiter ausbauen.
Die Kommunen sind – als schwächste Glieder im Staatsapparat – in den letzten Jahren vor große Herausforderungen gestellt worden. Ich erinnere an die Corona- und Ukrainekrise, die letztgenannte hält weiterhin an. Außerdem möchte ich betonen, dass in meiner Zeit als Bürgermeister seit 2009 die Aufgabenfülle für unsere Verwaltung kontinuierlich gestiegen ist.
Die finanzielle Lage hat sich durch die volkswirtschaftliche Situation in den letzten Jahren deutlich verschlechtert. Die Gemeinde Reichelsheim steht jedoch im Vergleich zu vielen anderen Kommunen in der näheren und weiteren Umgebung gut da. Das ist unter anderem unserer jahrelangen guten Finanzpolitik geschuldet.
Ich bitte Sie, liebe Reichelsheimerinnen und Reichelsheimer, um Verständnis, wenn derzeit manches Anliegen nicht wie gewohnt angegangen werden kann.
Denn bei allen Anstrengungen kommt es, bedingt durch die zuvor genannten Gründe, Kündigungsfristen oder Fortbildungsmaßnahmen zu zeitlichen Verzögerungen, um den vielen, verständlichen Anliegen unserer Bürgerinnen und Bürger aus der gesamten Großgemeinde gerecht werden zu können.