Titel Logo
Muhrer Heimatbrief Amts- u Mitteilungsblatt der Gemeinde Muhr a See
Ausgabe 2/2024
Nachrichten anderer Stellen und Behörden
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Pflanzenkinderstube

Pflanzenkinderstube

Tomatenpflänzchen pikieren

Nachhaltige Anzucht von eigenem Gemüse für Garten und Balkon

Ort – Roth-Weißenburg

Noch wartet der Winter mit frostigen Temperaturen auf. Gärtner stehen aber schon „in den Startlöchern“. Jetzt werden Samenkataloge gewälzt und Sämereien bestellt. Bald schon ist es Zeit für erste Aussaaten in Saatkistchen im Haus zum Vorziehen eigener Pflänzchen. Dabei kann jeder nachhaltig handeln.

Zunächst einmal überlegt man, welches Gemüse angebaut werden soll. Hat man einen Garten, ist es sinnvoll, einen Anbauplan zu machen. Mit dem Fruchtwechsel, also dem jährlichen Wechsel der Pflanzen aus verschiedenen Pflanzenfamilien, stellt man sicher, dass sich pflanzenspezifische Krankheiten und Schädlinge nicht so leicht über die Erde ausbreiten. Damit erspart man dem Ökosystem den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Manche Pflanzenfamilien, wie z.B. Kreuzblütler, zu denen Kohlarten, aber auch Radieschen und Rettiche gehören, benötigen eine Anbaupause von 4 Jahren oder länger. Baut man Gemüse in Kübeln auf Balkon oder Terrasse an, wird die Erde jährlich gewechselt. Hier muss kein Fruchtwechsel eingehalten werden. Es ist aber auf Hygiene und den Einsatz torffreier Erden zu achten. Die Verwendung torffreier Produkte schützt die wertvolle Flora und Fauna der Moore. Moorschutz ist zudem aktiver Klimaschutz, da intakte Moore große Mengen an CO² speichern.

Für die Anzucht von Pflänzchen gibt es spezielle Aussaaterden, die einen geringeren Nährstoffgehalt haben, als herkömmliche Blumenerden. Zu viele Nährstoffe können die feinen Wurzeln der Keimlinge schädigen. Auch bei Aussaaterden nimmt man besser torffreie Produkte. Aussaaterden sind auch unter der Bezeichnung Anzucht- und Kräutererde erhältlich.

Einkaufsführer torffreie Erden unter www.bund.net oder

Beim Kauf der Sämereien hat man die Wahl zwischen F1-Hybridsorten, deren Vorteil z.B. darin besteht, gegen verschiedene Krankheiten resistent zu sein. Daneben gibt es „samenfeste“ Sorten. Oft sind alte Gemüsesorten samenfest. Der wesentliche Unterschied ist, dass man samenfeste Sorten selbst nachbauen kann, also das Saatgut nur einmal kaufen muss. Daher werden samenfeste Sorten als Kulturgut betrachtet, das dazu beiträgt, die Ernährungssouveränität und die Unabhängigkeit von großen Saatgutkonzernen zu sichern. Aus samenfestem Saatgut nachgebaute Pflanzen weisen dieselben Eigenschaften auf, wie die Mutterpflanze. Ganz anders bei F1-Hybridpflanzen. Hier spalten sich die gekreuzten günstigen Eigenschaften der Elterngeneration in der nächsten Generation wieder auf. Es kommen Pflanzen mit veränderten Eigenschaften heraus oder die Samen sind unfruchtbar. Wann kann ich nun loslegen? Ab Mitte Februar können schon Paprika, Auberginen, und Peperoni vorgezogen werden. Bei Tomaten reicht die Anzucht ab Mitte März. Voraussetzung ist, dass in der Wohnung ein heller, aber nicht zu warmer Fensterplatz zur Verfügung steht. Ist nämlich das Licht noch nicht ausreichend und es ist gleichzeitig zu warm, werden die Keimlinge lang, blass, dünn und sind krankheitsanfällig. Ziel sind gedrungene, kürzere Pflänzchen mit kräftigem Stiel. Die kleinen Samen werden in eine Kiste mit Aussaaterde gesät und dünn mit Erde übersiebt. Festdrücken und mit feinem Wäschesprenger angießen. Je nach Pflanzenfamilie unterschiedlich warm und hell stellen. „Südländer“, wie z.B. Tomaten haben eine Keimtemperatur von ca. 18-20 °C, Paprika und Auberginen sogar 20-22°C. Deutlich kühler mögen es Salatkeimlinge bei 8-15°C.

Nach dem Keimen müssen alle Kisten kühler gestellt werden.

Sobald nach dem ersten Keimblattpaar das erste Laubblattpaar erscheint, können die Pflänzchen vorsichtig pikiert, das heißt vereinzelt, werden. Dabei werden sie am Blatt genommen, nicht am Stiel, um die feinen Leitungsbahnen nicht zu quetschen. Mit Hilfe eines Pikierstabes oder Bleistifts werden sie vorsichtig aus der Schale gelöst. In einen neuen Topf mit nährstoffreicherer Erde gesetzt, entwickeln sie sich gut weiter.

Alle Kürbisgewächse wie z.B. Gurken, Zucchini und Kürbisse zieht man erst im April vor. Die Entwicklungszeit von ca. 4 Wochen bis zur Auspflanzung ins Freie ist hier völlig ausreichend. Diese Pflanzen müssen auch nicht pikiert werden. Aussaat- und Pflanzkalender der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zum Download unter www.ble-medienservice.de.

Um die Pflänzchen abzuhärten, stellt man sie an bedeckten, frostfreien und windstillen Tagen stundenweise nach draußen. Über Nacht wandern sie wieder ins Haus.

Nach den Eisheiligen Mitte Mai, wenn kein Frost mehr erwartet wird, können alle vorgezogenen Pflanzen dann an den endgültigen Ort im Garten oder in einen größeren Kübel auf Balkon oder Terrasse umgepflanzt werden.

Weitere Tipps zur Nachhaltigkeit in Haushalt und Garten unter https://aelf-rw.bayern.de/ und Gartentipps sowie Sortenempfehlungen unter https://www.lwg.bayern.de/.