Die Älteren unter uns erinnern sich noch an die letzte Bewohnerin des Torhauses, an die „Schuggers Bäbi“. Ihren bürgerlichen Namen „Barbara Schmidt“ kann nicht alle. Unter dem Torbogen des Torhauses gingen schon alle Muhrer hindurch, aber oben im Tor waren nur ganz wenige. Bei der „Dorf-Rallye“ durften die Buben und Mädchen der Jungschar einen Blick in das „Innenleben“ des Torhauses tun und waren erstaunt, was es da alles zu hören und zu sehen gab. Günter L. Niekel, der so ziemlich alle Ecken des Dorfes gut kennt, war aber bisher auch nur zweimal auf dem Tor. Ein größeres und ein kleineres Zimmer und einen Flur gib es oben. Die Chronik berichtet, daß „diese Besitzung dermalen dem Nachtwächter und Ochsenhirt zur Nutzung überlassen“ wurde. Man stelle sich vor: Zwei Familien in zwei winzigen Zimmern mit einer gemeinsamen Herdstelle auf dem Flur. WC gab s natürlich nicht. Zur Notdurft mußte man um das südliche Nachbarhaus herum und da war das „hölzerne Häuschen“. Vom Läuten der Feuerglocke auf dem Torhaus erzählte Günter Niekel ebenso wie von der Erbauung 1752 und den Zimmerleuten, die es erbaut haben und deren Nachkommen heute noch in Muhr leben. Interessant waren auch die Gegenstände, die es da noch zu sehen gab. Auf dem Torhaus sollte ein kleines Heimatmuseum entstehen, was aber aus Gründen der Brandsicherheit nicht verwirklich werden konnte. Natürlich faszinierte auch die Aussicht auf die Dorfstraße nach beiden Seiten, bei der man alles beobachten kann, was im Dorf aus- und einging.
Am Kriegerdenkmal unter der alten Dorflinde erfuhren die Kinder etwas von den furchtbaren Kriegen, in denen die Männer gefallen waren oder vermißt sind, deren Namen auf den Tafeln stehen. Manche Kinder waren sehr betroffen, als sie Namen von Angehörigen lasen. Nicht minder betroffen machte sie das Denkmal, das zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde errichtet worden war und an die grausamen Verbrechen an den jüdischen Mitbürgern erinnert. Am Standort der ehemaligen Synagoge erfuhren die Kinder vom Leben der jüdischen Gemeinde, von deren Gottesdiensten usw.
Letzte Station war der Kirchturm, den man bis hinauf zu den Glocken erkundete. Manche mußten sich zuerst einmal überwinden, weil sie befürchteten, die Glocken könnten plötzlich während des Aufenthalts in der Glockenstube läuten. Interessant war das leise Anschlagen und der Zusammenklang der metallenen Riesen. Der Aufstieg war aber so geplant, daß er zwischen zwei Stundenschlägen lag und die Glocken erst anschlugen, als man schon wieder zwei Stockwerke tiefer beim alten Uhrwerk war, das Günter Niekel in seiner Zeit als Mesner noch jeden Tag aufziehen mußte. Interessant war das leise Anschlagen und der Zusammenklang der metallenen Riesen.
Mit einer Andacht unten in der Kirche schloß die Jungscharstunde.