Die Wiener Burgschauspielerin Dorothee Hartinger gastierte am 10. Juli mit dem Einpersonenstück „die Wand“ von Marlen Haushofer auf der Freilichtbühne in Muhr am See.
Eine Frau wacht eines Morgens in einer Jagdhütte auf und findet sich eingeschlossen von einer unsichtbaren Wand hinter der kein Leben mehr existiert. Was ihr bleibt sind ein Hund, eine Katze, eine Kuh, die Berge, eine Alm.
„Durch die Wand wurde ich gezwungen ein ganz neues Leben zu beginnen. Aber was mich wirklich berührt ist immer noch das Gleiche wir früher: Geburt, Tod, die Jahreszeiten, Wachstum und Verfall. Die Wand ist so sehr Teil meines Lebens geworden, dass ich oft tagelang nicht an sie denke, sie geht mich in Wahrheit nichts an.“
Marlen Haushofers Roman ermöglicht viele Deutungsmöglichkeiten. „Die Wand“ als Symbol für Barrieren, die uns von den Mitmenschen trennen, Krankheit, Depression, Ausgrenzung, Einsamkeit. Die Bedrohung und zugleich die Sehnsucht gezwungen zu werden, ohne Menschen zu leben.
Dorothee Hartinger spielt in einer szenischen Einrichtung von Christian Nickel diesen österreichischen Jahrhundertroman normalerweise auf der Feststiege des Burgtheaters, die mit ihrer wuchtigen Unwirtlichkeit einem Naturereignis gleichkommt. Muhr konnte diese Wuchtigkeit der Geschichte auf der Freilichtbühne erleben.
Die Burgschauspielerin schaffte es auf der Freilichtbühne in Muhr am See ihr Publikum in der persönlichen Erzählung zu halten und die Zuschauer fühlten sich immer wieder persönlich in die Szenerie aufgenommen. Bei Dorothee Hartinger vergisst man mit der Zeit das es sich um eine Erzählung handelt und fühlt sich persönlich in der Geschichte aufgenommen.
Der langanhaltende Applaus zeigte Dorothee Hartinger, wie sehr sich die Zuschauer mit der Hauptfigur identifizierten und sie genoss das besondere Ambiente der Altmühlsee-Festspiele, wenn während der Aufführung auch einmal ein Storch vorbeischaut und sich auf das Dach des AIZ setzt.