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Muhrer Heimatbrief Amts- u Mitteilungsblatt der Gemeinde Muhr a See
Ausgabe 7/2025
Vereine und Verbände
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Die Wahnsinnige Annäherung hätte mehr Besucher in Muhr am See verdient gehabt

Die Schauspielerin Klaudia Schmidt brachte mit den beiden hervorragenden Jazzmusikern Thorsten Töpp Gitarre) und Christofer Varner (Posaune) einen musikalischen und schauspielerischen Wahnsinn auf die Freilichtbühne in Muhr am See.

Die wahnsinnige Annäherung nahm vor mehr als 20 Jahren in Form eines Duells ihren Lauf. Wo andere harmlos ein Duett zur Aufführung bringen, duellieren sich Thorsten Töpp und Christofer Varner, wobei die Waffengattungen nicht unterschiedlicher sein könnten. Der eine setzt auf schweißtreibende physische Energie, der andere nutzt die Möglichkeiten aus der Steckdose. Die Delinquenten duellieren sich ohne Regeln, erfinden die Dramaturgie jedes Mal aufs Neue und überraschen mit immer neuen Tricks und Finten.

In diese Auseinandersetzung greift mit schwarzem Humor, „analytischen“ und absurden Texten die Schauspielerin Klaudia Schmidt ein und erweitert den Wahnsinn. Das Duell wird zur Triangulierung und zur psychologischen Projektionsfläche: Das Publikum wird selbst zum Therapeuten oder Therapeutin ohne zu wissen, wer therapiert wird: sie selbst oder die Akteur*innen auf der Spielfläche? Aus dem Unbewussten werden Emotionen an die Oberfläche gespült, Vorgänge, die unter dem Teppich gelandet sind, kommen zum Vorschein, Dinge werden beim Namen genannt: The Awareness-Team wouldn’t be amused.

Bei dieser musikalischen Darbietung eines sehr experimentellen Jazz zeigten die beiden Musiker mit Gitarre und Posaune ihr ganzes Können an ihren Instrumenten und nahmen die Zuschauer zusammen mit der Schauspielerin Klaudia Schmidt mit teilweise sphärischen Klängen und provokativen Texten über den Wahnsinn mit in eine Parallelwelt in der sie durch die Texte immer wieder Orientierungspunkte fanden die ihnen halfen sich zurecht zu finden.

Klaudia Schmidt, die sich mit ihrer Rolle als Oma im „Enkeltrick“ bereits zum Publikumsliebling der diesjährigen Spielzeit entwickelte, schaffte es immer wieder das Publikum in ihre darstellerische Interpretation der Texte mit aktiv einzubeziehen und in die Vorstellung mit einzubinden. Da leider nur sehr wenige Besucher sich dieses künstlerischen Experiments stellen wollten hatte Intendant Harald Molocher die Idee die Zuschauer mit auf die Bühne zu setzen. In dieser fast körperlichen Nähe zu den Akteuren entwickelte sich eine Gemeinsamkeit zwischen Musikern, Schauspielerin und Zuschauer die bei einer traditionellen Theaterbestuhlung nie möglich gewesen wäre.

Die wenigen Besucher waren alle von der Darbietung begeistert und einstimmig der Meinung, dass dieses Kunstexperiment mehr Zuschauer verdient gehabt hätte und allen ein großes Kunsterlebnis entgangen ist.

(KH)